Ortsentwicklung Burlo – Gespräch mit Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing

Ortsentwicklung Burlo – Gespräch mit Borkens Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing
Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing - Foto: Stadt Borken/Mediamieze

Bürgermeisterin blickt optimistisch in die Zukunft

BURLO | bd | Nach dem am 05. August 2025 geführten Gespräch mit dem SPD-Politiker Klaus Bunse (siehe Beitrag), der sich bei den kommenden Kommunalwahlen als Ortsvorsteher für Burlo-Borkenwirthe bewirbt, führte BD-Redakteur Michael H. Schmitt (mhs) nun ein ausführliches Gespräch mit Mechtild Schulze Hessing, die als CDU-Kandidatin eine weitere Amtszeit als Borkens Bürgermeisterin anstrebt.

Im Fokus des Interviews standen vor allem die lokalpolitischen Themen, die Klaus Bunse zum Schwerpunkt seiner Kandidatur herausgestellt hatte: Allgemeine Verkehrsentwicklung, Zukunft des Pfarrgemeindezentrums (PGZ), Wohnraumsituation, Entwicklung Klostersee-Areal und Attraktivität der Infrastruktur in Burlo-Borkenwirthe.

mhs: „Das Thema, was Klaus Bunse besonders hervorhob, ist die seiner Meinung nach drastische Zunahme des Straßenverkehrs im Burloer Ortskern. Vor allem die gefühlt deutliche Zunahme mit den besonderen Gefahren des Schwerlastverkehrs belaste die Bürgerinnen und Bürger in zunehmenden Maße und rechtfertige seine Forderung nach einer 30 km/h-Lösung im Burloer Ortskern. Decken sich diese Einschätzungen mit Ihren Erkenntnissen oder Wahrnehmungen?“

Schulze Hessing: „Bevor wir das Thema vertiefen und ich auf die Verkehrsentwicklung eingehe, lassen Sie mich vorab ein paar wesentliche Dinge zur Entwicklung der Gemeinde in Erinnerung rufen, die Aufschluss darüber geben, wie viel sich in den vergangenen Jahren in Burlo tatsächlich getan und verändert hat. Durch die Gebietserweiterung der Gemeinde im Bereich der Hedwigstraße, die vor allem durch unseren 1. Beigeordneten Norbert Nießing vorangebracht und von der monetären Seite mit der Gemeinde Oeding sehr fair verhandelt wurden, konnte nach vielen vorangegangenen, ähnlichen Versuchen, endlich wichtige Voraussetzungen geschaffen werden. So können nun der nötige Bau eines Regenrückhaltebeckens und durch den Flächenzugewinn letztlich auch die Bauflächen-Entwicklung in Burlo zielgerichtet vorangetrieben werden. Ich glaube, dass mit dieser Entscheidung ein wichtiger Grundstein für die gesamte Siedlungsentwicklung in Burlo gelegt wurde, zumal es bis dato aus der Bürgerschaft immer wieder hieß, dass es in Burlo keinen Bauplatz mehr gibt.

Gleichzeitig gibt es mit der positiven Entwicklung des Heimathauses und dem städtischen Ankauf des ehemaligen Aschenplatzes ein weiteres Baugelände, das nun priorisiert entwickelt wird. Zeitgleich mussten finanzielle Entscheidungen zum Erhalt und Fortbestand des Gymnasiums Mariengarden getroffen werden. Mit dem Kauf der Schulgebäude und auch des Forums ist es so gelungen, den Schulstandort zu erhalten, was für mich ein wirkliches ‚Pfund‘ in der zukünftigen Gemeindeentwicklung ist. In diesem Zusammenhang freut es uns sehr, dass Investoren gefunden werden konnten, die einige der alten Gebäude auf dem Klostergelände zu Tagespflegeeinrichtungen ausbauen. Und auch wir investieren dort mit Anlage und Erweiterung von Wohnmobilstellplätzen, Parkplatzanlagen und Fahrradunterstellplätzen das Gelände weiter.“


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mhs: „Diese Entwicklung, wenn ich einhaken darf, wird in der Bürgerschaft auch durchweg als positiv empfunden. Und dennoch gibt es immer wieder Stimmen, die darauf verweisen, dass die über Jahre hinweg erklärte Absicht, mit der ‚Neuen Mitte Burlo‘ einen neuen und attraktiven Ortskern zu schaffen, offenbar nun kaum noch eine Rolle spielt und sich alle Aktivitäten an den Burloer Ortsrand hin zum Klostergelände bewegen. Hinzu kommt, dass viele, ältere Bürgerinnen und Bürger, große Immobilien bewohnen und mangels Wohnraumangebot in Burlo kaum Alternativen haben, sich kleiner zu setzen. Selbst, wenn sich dies mittlerweile viele Seniorinnen und Senioren wünschen.“

Schulze Hessing: „Vielleicht muss man das auch mal etwas genauer betrachten. Ich glaube nach wie vor, dass die Neubauanlage ‚Neue Mitte Burlo‘ architektonisch wirklich gelungen und für Burlo ein Zugewinn ist. Genauso glaube ich, dass der dortige, aktuelle Leerstand, wohl begründet durch den hohen Mietpreis, nicht lange Bestand haben wird. Ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass sich auch dort die Situation entspannen und sich kurzfristig der Leerstand erledigen wird. Als Stadt Borken sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass genau dieses Wohnraumangebot mit barrierefreien Wohnungen das richtige Mittel ist, den Generationenwechsel zu vollziehen und den älteren Mitbürgern und Mitbürgerinnen Alternativen anzubieten, um die eigenen, zu groß gewordenen Immobilien zu veräußern und dennoch im gewohnten Lebensumfeld zu wohnen. Dass der nun aufgerufene Mietpreis dagegen spricht, ist tatsächlich der Knackpunkt – aber – wie gesagt – glaube ich, dass der Markt das regeln wird und sich die Situation bereinigt. Dazu braucht es halt auch ein wenig Geduld.“

mhs: „Nun soll ja das Wohngebiet am ehemaligen Aschenplatz entwickelt werden. Können Sie vielleicht etwas zu dem Zeitpunkt sagen, wann dort der Startschuss für die Bebauung fällt?“

Schulze Hessing: „Wir sind aktuell dabei, den Bebauungsplan zu erstellen. Im Anschluss kommt dann die Erschließungsplanung. Wenn diese abgeschlossen ist und alle Rahmenbedingungen stehen, wollen wir in die Vermarktung der Grundstücke einsteigen. Dass wir Ende 2026 in die Vermarktung einsteigen könnten, halte ich für sehr ambitioniert. Eine realistische Einschätzung ist eher ein Beginn im Jahr 2027.“

mhs: „Lassen Sie uns nun nochmals zum Eingangsthema zurückkehren. Gefühlte und drastische Zunahme des Fahrzeugverkehrs und die daraus resultierende Forderung zur Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h im Ortskern. Wie sehen Sie die Möglichkeiten, dies zu realisieren?“

Schulze Hessing: „Wenn man die Daten der durchgeführten Verkehrszählungen aus den Jahren 2022 und 2023 zugrunde legt, können wir diese Einschätzung, dass der Verkehr drastisch zugenommen hat, tatsächlich nicht bestätigen. Im Gegenteil. Sowohl die Daten, die an der Borkener Straße sowie an der Dunkerstraße erhoben wurden, liegen sogar etwas unterhalb der Zahlen, die in den Vorjahren an gleichen Standorten ermittelt wurden. Um eine belastbare Aussage über die Zunahme des Fahrzeugverkehrs zu treffen, müssten erneut Verkehrszählungen durchgeführt und mit den bereits vorliegenden Daten abgeglichen werden. Die Forderung, die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Ortskern herabzusetzen, werden wir rein rechtlich nicht hinbekommen. Die erwähnten, vorhandenen Tagespflegeeinrichtungen als Begründung anzugeben, reicht nach derzeitigem Recht nicht aus. Der Gesetzgeber spricht da explizit nicht von ambulanten Einrichtungen wie die in Burlo vorhandenen. Insofern werden wir, selbst wenn wir das unterstützen würden, einen 30 km/h-Bereich in der gesamten Ortsdurchfahrt nicht erreichen. Dennoch werden wir prüfen, ob und an welchen Stellen wir eine Geschwindigkeitsreduzierung erreichen können. Dies muss für die Borkener Straße aber im Zusammenwirken mit Straßen NRW und für die Dunkerstraße, die als Kreisstraße ausgelegt ist, mit dem Kreis Borken abgestimmt werden. Dort, wo wir als Stadt Borken alleinige Zuständigkeit haben, wurden in der Vergangenheit viele 30-km/h-Bereiche angelegt. Siehe beispielhaft in der Gemeinde Weseke. Soll heißen, bei der Forderung nach Absenkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit muss man immer fair bleiben und die rechtlichen Voraussetzungen zur Durchführbarkeit genauer betrachten. Wer dann sagt, die Stadt macht nichts, das lasse ich so nicht stehen. Dort, wo wir die Möglichkeit haben und die rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen, werden wir auch aktiv und machen vieles möglich.“

mhs: „Ein weiteres Thema ist die Zukunft des Pfarrgemeindezentrums (PGZ) in Burlo. Gibt es seitens der Stadt Borken Überlegungen oder Aktivitäten für die zukünftige Entwicklung des PGZ?“


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Schulze Hessing: „Zunächst einmal liegt es an dem Eigentümer, sich um den Fortbestand und die Zukunft des Gebäudes zu kümmern bzw. für sich zu entscheiden, wo er die Perspektive sieht. Wir sind aber mit der Kirche, die ja Eigentümer des PGZ ist, im Austausch. Als Stadt Borken sind wir natürlich sehr an einer positiven Entwicklung interessiert und haben die Probleme sehr wohl im Blick.“

mhs: „Ein weiteres Thema, was den Bürgerinnen und Bürger unter den Nägeln brennt, ist nach wie vor die Entwicklung des Klostersee-Areals, wo sich nach Einschätzung vieler Gemeindemitglieder seit Jahren erneut nichts mehr bewegt. Auch der angekündigte Ausbau und die Gestaltung des geplanten Rundweges scheint nicht voran zu kommen.“

Schulze Hessing: „Bis auf die Arbeiten zur Begehbarkeit des Weges und dem Aufstellen einer neuen Liegebank hat sich bisher nicht viel Sichtbares getan. Intern wird aber an der Lösung gearbeitet. Die Pläne mit den Spielgeräten, die am Rundweg aufgestellt werden sollen, so wie es von der Dorfvertreterversammlung ins Gespräch gebracht wurde, müssen allerdings noch einmal überdacht werden. Hintergrund ist die Nähe der geplanten Standorte zum Wasser, was ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial darstellen würde. Die Unfallkasse sagt dazu, dass in Wassernähe keine Kinderspielgeräte aufgestellt werden dürfen, ohne entsprechende Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Genau dazu müssen wir nun eine Lösung finden. Ein Kompromissvorschlag war der, in Höhe der Geräte das Ufergelände mit einem Zaun abzusichern. Ob dies von der Bürgerschaft und den Anliegern dann so gewollt ist, muss nochmal öffentlich diskutiert werden, bevor es an den Ausbau gehen kann. Ich finde es in diesem Zusammenhang sehr unglücklich, dass immer wieder im kleineren Kreis etwas entwickelt und vorgeschlagen wird, was aber tatsächlich nicht in aller Konsequenz, was das Unfallrisiko anbetrifft, zuende gedacht scheint. Insofern sind wir aber auch da in der Aufarbeitung und würden das Ergebnis dann nochmal zeitnah der Öffentlichkeit vorstellen.“

mhs: „Die Nahversorgung und Entwicklung der Infrastruktur in Burlo war im Zuge des Interviews mit Klaus Bunse ebenfalls Thema. Schließung der Apotheke am Venn und der aktuell geschlossene Imbissbetrieb Böwing wurden da angeführt. Wie sehen Sie die Entwicklung in der Gemeinde?“

Schulze Hessing: „Klar, die Schließung der Apotheke und auch jetzt die offenbar krankheitsbedingte Aufgabe des Imbisbetriebes sind wirklich tragisch für die Bewohner, allerdings von externer Seite auch nicht verhinderbar. Vor allem sollte damit nicht einhergehen, dass es aufgrund dieser Entwicklung nun heißt, in Burlo ist es nicht lebenswert. Denn an anderer Stelle gibt es durchaus sehr positive Entwicklungen, die hervorgehoben werden sollten. So ist das Projekt der Bürgergenossenschaft Klosterpforte ein herausragendes Beispiel dafür. Das Konzept und das ehrenamtliche Engagement, das sich dahinter verbirgt, ist schon bemerkenswert und durchaus positiv hervorzuheben. Dies wird auch extern so gesehen, zum Beispiel beim Leader-Projekt. Letztlich wird es darauf ankommen, dass das Angebot, was den Bürgerinnen und Bürgern mit diesem Projekt zukünftig unterbreitet wird, von diesen auch genutzt wird. Die Bürgergenossenschaft und auch die Stadt Borken werden es dem zukünftigen Gastronomen durch eine relativ niedrige Pacht ermöglichen, gewinnbringend zu wirtschaften. Im Gegenzug gibt es dann aber auch die Erwartungshaltung, dass für angebotene Speisen und Getränke entsprechend moderate Preise aufgerufen werden. Darüber hinaus gibt es noch andere Entwicklungen, die durchweg positiv herausgestellt werden können, die aber von der Bürgerschaft vielleicht so kaum wahrgenommen werden. Ich meine zum Beispiel den neu angelegten und durchweg gut genutzten Boule-Platz an der Mönch-Siegfried-Straße. Ein tolles Beispiel dafür, dass ganz ohne Vereinsgründung oder Mitgliedschaft in einem Verein Menschen zwanglos zusammen und ins Gespräch kommen können. Insofern sehe ich die Gesamtentwicklung in Burlo durchaus positiv.“

mhs: „Ich bedanke mich für das nette und ausführliche Gespräch und wünsche Ihnen zu den bevorstehenden Kommunalwahlen alles Gute.“

Anm. der Redaktion: Während des Interviews, das am 08. August 2025 geführt wurde, verdeutlichte die Bürgermeisterin, dass durch eine Vielzahl einzelner Maßnahmen in der Vergangenheit der Grundstein für eine durchweg positive Gemeindeentwicklung gelegt wurde. Insofern blickt sie im sie im Gegensatz zu anders lautenden Einschäzungen durchweg positiv in die kommenden Jahre.


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