Skurios Volleys bringen Tabellenführer Allianz MMTV Stuttgart ins Wanken
Trotz starker Leistung bleiben die Borkenerinnen noch ohne Punkte
BORKEN | pd | Manchmal sind es die Abende, an denen die Mergelsberg-Sporthalle schon vor dem ersten Aufschlag vibriert, an denen man spürt: Heute liegt etwas in der Luft. Vielleicht lag es am Obi-Biber, der nach längerer Pause wieder den Weg in die Meggi fand und sofort heiß lief. Vielleicht auch am besonderen Wiedersehen mit dem vierfachen Deutschen Meister Allianz MTV Stuttgart – jenem Team, das die Skurios Volleys vor knapp zwei Jahren im DVV-Pokalachtelfinale empfingen. Diesmal war vieles anders: Borken spielte mit, kämpfte – und brachte den Favoriten phasenweise ins Wanken.
Schon vor dem ersten Punkt stand fest: Die Stimmung würde besonders werden. Zwei Wochen zuvor war die Halle ausverkauft, nun sorgten 820 lautstarke Fans erneut für eine Kulisse, die man in der Liga nicht oft findet. Die Meggi bebte, Trommeln der Drumfire waren zu hören, und jede gelungene Aktion wurde gefeiert, als ginge es um die Meisterschaft.
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Um 19.30 Uhr und nach einer Gedenkminute an den kürzlich verstorbenen Josef Nubbenholt, dem langjährigen Vorsitzenden des Stadtsportverbands, starteten die Skurios Volleys leidenschaftlich in den Auftaktsatz. Nach einer frühen Führung (9:8) nahm Stuttgarts Coach Konstantin Bitter seine erste Auszeit – und musste anerkennen, dass Borken ein harter Gegner war. Die Gäste aus Baden-Württemberg fanden zwar besser ins Spiel, doch die Gastgeberinnen hielten dagegen, kämpften um jeden Ball und zwang den Favoriten immer wieder zu überraschenden Punktverlusten. Wechsel auf beiden Seiten prägten das Satzende, ehe Stuttgart nach einer 21:18-Führung den ersten Satzball zum 25:23 verwandelte. Es war ein Satz auf Augenhöhe – und ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.
Szenenapplaus für spektakuläre Abwehraktionen der Borkenerinnen
Im zweiten Durchgang drehte Stuttgart zunächst auf. Mit zwei schnellen Punkteserien zog der haushohe Favorit auf 10:3 davon. Doch wer dachte, Borken würde sich geschlagen geben, irrte. Trainerin Danuta Brinkmann wechselte taktisch klug, brachte frische Impulse – und plötzlich fand ihr Team immer besser ins Spiel zurück. Punkt für Punkt arbeiteten sich die Skurios Volleys heran, verkürzten schließlich auf 19:22 und sorgten mit spektakulären Abwehraktionen für Szenenapplaus. Trotzdem reichte es am Ende nicht ganz: 21:25. Stuttgart führte 2:0, doch die Mergelsberg-Sporthalle stand Kopf.
Und dann kam dieser dritte Satz. Ein Satz, der sich anfühlte wie ein kleiner Befreiungsschlag. Nach einer Verwarnung zu Beginn reagierte Borken nach der sechsminütigen Auszeit mit Leidenschaft. Die Mannschaft fand ihren Rhythmus, stabilisierte die Annahme – und plötzlich lief alles. Über 15:14 und 18:16 setzte sich das Team Punkt für Punkt ab. Als die Anzeigetafel 22:18 zeigte, hielt es kaum jemanden mehr der 820 Fans auf den Sitzen. Danuta Brinkmann pushte lautstark von außen, Co-Trainer Arne Ohlms feuerte an, und die Fans trugen ihre Mannschaft nach vorne. Doch Stuttgart, erstligaerfahren und nervenstark, konterte mit fünf Punkten in Folge, wechselte clever und drehte den Satz erneut. Nach einer kurzen Auszeit der Gäste war es schließlich Diagonalangreiferin Lydia Grote, die den zweiten Matchball verwandelte – 25:23 und damit der Stuttgarter 3:0-Sieg.
Doch das Ergebnis erzählte an diesem Abend nicht die ganze Geschichte. „Ich bin mega stolz auf meine Mannschaft – vor allem, wie sie schon im ersten Satz gekämpft hat“, sagte Brinkmann nach dem Spiel. „Wir müssen uns jetzt nur noch dafür belohnen, dass wir so viel investieren. Wir waren ganz nah dran – so nah wie noch nie in dieser Saison.“
Lobende Worte vom Gegner
Auch Gästetrainer Konstantin Bitter fand nur lobende Worte: „Das war heute eine unfassbar schöne Atmosphäre – richtig geile Stimmung hier in Borken. Borken hat unglaublich leidenschaftlich und mutig gespielt, das war ein richtig herzlicher Auftritt.“ Er sprach von einer Mannschaft, die auf dem Weg sei, sich in der Liga festzusetzen – ein Kompliment, das man in Borken gerne hörte.
Zur wertvollsten Spielerin auf Stuttgarter Seite wurde Lydia Grote gewählt, die mit variablen Angriffen und starker Präsenz überzeugte. Auf Borkener Seite erhielt Marika Loker die silberne MVP-Medaille.
Als das Publikum nach dem letzten Punkt lange applaudierte, war klar: Das war mehr als ein Spiel. Es war ein Statement. Die Skurios Volleys hatten dem großen Favoriten alles abverlangt – und gezeigt, dass sie längst dazugehören. Kapitänin Fabienne Coenders fasste es wenig später treffend zusammen: „So knapp war es noch nie. Gegen Stuttgart – das fühlt sich fast wie ein kleiner Sieg an.“
Am Mittwoch wartet der nächste Volleyball-Kracher: Das Auswärtsspiel beim Rekordmeister SSC Palmberg Schwerin. Eine kaum leichtere Aufgabe – aber wieder eine neue Chance. Denn wer Stuttgart so nah an den Satzverlust bringt, kann auch in Schwerin überraschen.
Quelle: Skurios Volleys – Thomas Hacker




