Marita Drees – Im Frühjahr erscheint das erste Buch der „Zeitungsspinnerin“ aus Weseke

Marita Drees – Im Frühjahr erscheint das erste Buch der „Zeitungsspinnerin“ aus Weseke
Weseker Zeitungsspinnerin demnächst auch als Buchautorin unterwegs - Foto: mhs

Mehr als 30 Projekte ihrer Arbeiten soll es dann auf über 145 Seiten zum Nachschlagen geben

WESEKE | bd | Mitten im Wohngebiet an der Prälat-Höing-Straße in Weseke lebt und arbeitet Marita Drees in einem schicken Einfamilienhaus. Erst beim zweiten Blick und genauem Hinschauen fällt dem Besucher auf, dass das Material der Vorgarten-Dekorationen etwas anders und untypischer ist als das vor den anderen Wohnhäusern in ihrer Nachbarschaft. Es besteht überwiegend aus alten Zeitungen. Ein Rohstoff, der für die Wesekerin mehr bedeutet als ein Haufen Altpapier, das mit überholten Nachrichten bedruckt ist.

Während sich bevorzugter Weise im ländlichen Raum einige Frauen mit der altherkömmlichen Garn-Herstellung aus Flachs und Wolle beschäftigen, hat sich die aktive Mittfünfzigerin vor einigen Jahren auf die Herstellung von Garn aus alten Zeitungen spezialisiert. Die Idee dazu hatte sie zufällig im Internet entdeckt. Dort stieß sie im Jahr 2017 auf den italienischen Bildhauer und Künstler Ivano Vitali, der im Laufe seiner Künstlertätigkeit die Bildhauerei an den Nagel gehängt hatte und sich fortan dem Medium Altpapier für seine künstlerischen Arbeiten widmete.
Drees tat es dem Künstler gleich und begann, aus Zeitungspapier „Garn“ zu spinnen, um dieses dann weiter zu verarbeiten. Aus dem so gewonnenen Material fertigte sie Deko-Artikel, Alltagsgegenstände wie Smartphonehüllen und jede Menge Accessoires für den täglichen Bedarf. Mit ihrer Art von Kreativität hat sie zwischenzeitlich die Aufmerksamkeit unzähliger Medien und Liebhaber außergewöhnlicher, künstlerischer Arbeiten auf sich gezogen.
„Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich vor dem Beginn der Corona-Pandemie etwa 600 Besucher im Jahr durch meine Ausstellung geschleust habe“, berichtet sie nicht ganz ohne Stolz über das, was sie mit ihrer Idee zwischenzeitlich auf die Beine gestellt hat.

Ihre „ständige Ausstellung“ betreibt sie inmitten ihres direkten Lebensumfelds, im Wohnzimmer, in der Küche, im Garten genauso wie in der Diele ihres Hauses. Die Wände sind mit ihren Produkten behangen und in allen Räumen weisen Titelseiten der bekanntesten Zeitungsverlage darauf hin, woraus der „Stoff ihrer Träume“ besteht – aus druckgeschwärztem Altpapier.

Alle Wohnräume sind mit unzähligen Dekoartikeln aus eigener Produktion ausgestattet – Foto: mhs

Man merkt der Mutter zweier erwachsener Kinder im Gespräch an, dass sie mittlerweile eine Menge Medienerfahrung sammeln konnte. Vor laufenden Kameras diverser Fernsehteams und in Gesprächen mit Medienvertretern der schreibenden Zunft sind ihr in zurückliegender Zeit schon oft die Fragen zu ihrer außergewöhnlichen Tätigkeit gestellt worden. Und damit auch jeder versteht, was da in ihrer „Werkstatt“ mit den alten Zeitungen passiert, erteilt sie dem fragenden Reporter auch dieses Mal gleich eine Kurzeinweisung in die Zeitungsspinnerei.

Bohrmaschine als Antrieb – damit es schneller geht
Alles beginnt damit, dass die Zeitungsseiten in schmale, etwa 1,5 cm breite Streifen geschnitten werden. Und schon kann es losgehen mit dem „Drehen“. Die Streifen werden entweder manuell mit der Hand zwischen Daumen und Zeigefinger zu einer Art Garn verzwirbelt, oder man benutzt, so wie die Wesekerin, einen selbst gebauten, motorisierten Antrieb. „Mit meiner Erfindung geht das Drehen einfach schneller und ich kann so größere Mengen Garn erzeugen“, verweist sie auf eine Bohrmaschine, die fest auf einer Unterlage fixiert ist und per Fernbedienung ein- und ausgeschaltet wird. Im Bohrfutter steckt die Spindel, auf die letztlich mit relativ hoher Geschwindigkeit das hergestellte Garn aufgewickelt wird. Im Anschluss werden dann aus dem so gewonnenen Papiergarn die Artikel hergestellt, die es in kaum zählbarer Anzahl in ihren Räumen zu finden gibt.

Buch erscheint in einem bekannten Schweizer Verlagshaus
Im kommenden Frühjahr erscheint nun ihr erstes Buch unter dem Titel „Papiergarn aus alten Zeitungen“. Auf über 145 Seiten beschreibt die Wesekerin dort rund dreißig ihrer „Zeitungsspinnerei-Projekte“. Wie viel Zeit ihr in naher Zukunft überhaupt noch für das Spinnen bleibt, darüber ist Marita Drees allerdings jüngst ins Grübeln gekommen. „Ich habe kürzlich die Firma „relaxwerk Traubenkernkissen“ meiner leider viel zu jung verstorbenen Freundin übernommen und bin gerade dabei, das Geschäft zu strukturieren und richtig ans Laufen zu bringen.“ Über einen eigens dazu aufgesetzten Online-Shop vertreibt die 56-Jährige nun, wie der Firmenname es schon zum Ausdruck bringt, Körnerkissen aus Traubenkernen.

Wer mehr über die Aktivitäten und die Produkte der Wesekerin erfahren möchte, sollte sie entweder in ihrer Ausstellung oder auf einem der vielen Märkte in der Region besuchen, auf denen sie regelmäßig als Ausstellerin mit eigenem Stand anzutreffen ist. Gerne gibt die Kunsthandwerkerin allen Interessierten Auskunft und Hilfestellung, wenn es um die „Zeitungsspinnerei“ geht. Tipps dazu finden Sie auch auf der Internetseite www.zeitungsspinnerei.de oder in kleinen Videos bei YouTube. Mehr Fotos von den Arbeiten finden Sie im Übrigen auch im aktuellen Lokalmagazin NACHLESE, das Sie kostenlos an vielen Auslagestellen in der Region finden können.