Wer hat an der Uhr gedreht? – Dieselpreis in Holland verursacht Stau an den Zapfsäulen
Hohe Einsparungen pro Tankfüllung veranlassen viele Autofahrer zu einem Ausflug ins Nachbarland
JOURNAL | bd | Der jüngste Preisanstieg an den deutschen Tankstellen vor allem für Diesel-Kraftstoffe stellt Pendler, Vielfahrer und Transporteure vor gewaltige Probleme. Einige Speditionen stehen bereits kurz davor, das Handtuch zu werfen und die LKW auf den Betriebshöfen stehen zu lassen (BD berichtete). Lag der durchschnittliche Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) im Jahr 2021 noch bei rund 66,86 US$, müssen die Raffinerien aktuell etwa 108 US$ für die gleiche Menge Rohöl aufbringen. Doch nicht nur die Preise an den Rohstoffmärkten lassen den Kraftstoffpreis auf hohem Niveau stagnieren, sondern vor allem die Spekulationen auf eben diese begehrten Rohstoffe. Auch Heizöl-Hamsterkäufe sehen die Wirtschaftsexperten als Preistreiber an den Zapfsäulen.
Ganz anders sieht es derzeit an den holländischen Tankstellen aus. Dort stellt sich gerade so etwas wie ein „Tanktourismus“ ein, den es zuletzt vor über 10 Jahren gab. Kein Wunder, stehen doch die Anzeigen an holländischen Zapfsäulen aktuell bei 1,879 € für Dieselkraftstoffe, während an deutschen Tankstellen aktuell zwischen 2,13 jund 2,21 € (Kreis Borken) auf den Uhren angezeigt werden. Diese deutlich günstigeren Dieselpreise und die damit zu erreichende Einsparung beim Tanken veranlassen viele Autofahrer zu einem Kurztripp über die Grenze. Stau an den dortigen Tankstellen (wie am heutigen Nachmittag an der Tankstelle am Grenzübergang Oeding/Winterswijk) hatte es zuletzt vor gut 10 Jahren gegeben, bis in den Jahren 2013-2014 alle Treibstoffsorten in den Niederlanden deutlich teurer als an den deutschen Tankstellen wurden. Gründe dafür waren seinerzeit vor allem im deutlichen Anstieg der Mineralölsteuer zu suchen.
Da in den vergangenen Wochen der Dieselpreis auch in Holland weit über die 2,-Euro-Marke wanderte, reagierte die niederländische Regierung unter Ministerpräsident Mark Rutte um einiges schneller als die deutsche Politik und senkte die Steuern um 21 Cent pro Liter Dieselkraftstoff, was letztlich zu den aktuell günstigen Preisen und dem damit verbundenen Andrang an den Zapfsäulen führt. Die Preise für Benzin liegen im Nachbarland aktuell allerdings noch auf einem etwas höheren Niveau als in Deutschland. Den Geldbeutel können momentan also nur die Fahrer von Dieselfahrzeugen während eines Besuchs in den Niederlanden entlasten.