Heerlager, Taverne & Minnesänger – Mittelalter zum Anfassen

Heerlager, Taverne & Minnesänger – Mittelalter zum Anfassen
Herzlich Willkommen im Mittelalter - So wie diese "Schausteller" zeigten sich viele Insider dem Anlass entsprechend kostümiert und gut gelaunt - Foto: mhs

Beste Rahmenbedingungen beim Mittelalter- und Handwerksmarkt in Oeding

OEDING | bd | Bessere Rahmenbedingungen für ein Open-Air-Event“ mit Schaustellern der etwas anderen Art hätte Bruder Bommek (bürgerl. Name Markus Beyer – Mitorganisator des Events) gar nicht antreffen können. Die Rede ist vom Oedinger Mittelalter- und Handwerksmarkt, der am Wochenende in den Gassen rund um die Burg Pass stattfand. Hochsommerliches Wetter mit Temperaturen über 20 Grad und kurz nach der Öffnung des Marktes einige neugierige Besucher, da passte vieles zusammen.

„Dies ist der zweite Markt dieser Art in Oeding. Und nach einem Jahr Vorbereitung freut es uns natürlich ganz besonders, dass das Wetter so toll mitspielt“, zeigt sich Beyer von der „Interessengemeinschaft Porta Antiqua – Mittelalter-, Märkte und Heerlager“ zufrieden mit dem samstäglichen Veranstaltungsauftakt. „Ein Gros des Erlöses aus dieser Veranstaltung wird auch in diesem Jahr wieder gespendet. Empfänger der Spenden wird die Bürgerstiftung Südlohn Oeding sein“, ergänzt Beyer und hofft vor allem in den Nachmittags- und Abendstunden sowie am Sonntag auf regen Besucherzulauf.

Mitorganisator Markus Beyer alias Bruder Bommek mit Marlies Sembol
Zeigten sich gleich zu Beginn des Marktes zufrieden: Mitorganisator Markus Beyer alias Bruder Bommek mit Marlies Sembol – Foto: BD/mhs

Die Sorge, es könnten nicht ausreichend Besucher den Weg nach Oeding finden, scheint allerdings kaum begründet. Die umtriebige „Mittelalterszene“ in Deutschland lockt zu ihren Events jährlich ein Millionenpublikum an und zeigt vor allem bei den veranstalteten Märkten das Leben, die Kunst und Kultur sowie das Handwerk aus verschiedenen, mittelalterlichen Epochen. Besonderen Wert auf historische Präzision legen Veranstalter und Darsteller bei ihren Märkten in der Regel nicht, was die Besucher und Besucherinnen aber kaum stören dürfte. „Tatsächlich geht es bei den Events um geselliges Zusammensein, das Ausleben eines Hobbys unter Gleichgesinnten und auch darum, sich möglichst authentisch zu kleiden. Viele der Insider zeigen sich dabei sehr detailverliebt“, beschreibt Beyer die Motivation, sich teilweise seltsam anmutend zu kostümieren und aktiv am „Lagerleben“ teilzunehmen.

Gemeinsam mit dem Ortsmarketing und den Inhabern des Burghotel Pass hatten die Organisatoren neben einer Taverne, einem Heerlager sowie diversen Verkaufsständen einiges für die Besucher*innen aufgeboten, wenngleich das Angebot an Marktständen durchaus etwas üppiger hätte ausfallen dürfen. Die räumlichen Abstände zwischen den Ständen waren teilweise so groß, dass ein „Marktfeeling“ mit mittelalterlicher Handwerkskunst und musikalischer Unterhaltung durch Minnesänger*innen kaum aufkommen konnte.

Was die Besucher*innen weit mehr als die Verkaufsstände faszinierte, waren die Kostümierungen der Mitwirkenden. Auch Organisator Beyer trug an den Veranstaltungstagen keine bürgerliche Kleidung, sondern eine hellbraune Mönchskutte und passend zu seinem rückenlangen Kopfhaar einen „gezwirbelten“ und verknoteten Kinnbart von beachtlicher Länge. Am Nachbartisch in der „Taverne“ sitzt derweil ein Ritter im Kettenhemd und einem dem Anschein nach schwergewichtigem Schwert an seinem Gürtel. Direkt neben ihm ein ärmlich gekleideter, junger Mann, der seinem Outfit nach wohl der Dienerschaft des Ritters zugeordnet werden könnte. Und nur wenige Meter weiter mussten die Besucher*innen bei ihrem Rundgang darauf achtgeben, dass sie nicht auf einen abgeschlagenen Arm traten, der in Kunstblut getränkt täuschend echt ausschaute und neben Holzscheit und Axt auf dem Boden lag. Willkommen im Mittelalter.

Foto: mhs

Während die einen an den Tischreihen der mittelalterlichen Taverne Platz nahmen, schauten andere den Arbeiten eines Bildhauers im Heerlager zu, der mit historischen Werkzeugen eine Figur aus dem Stein schlug. Die Jüngsten konnten sich derweil auf den Plastik-Hüpfburgen vergnügen, die auf einem Mittelaltermarkt leider genauso deplatziert wirkten wie das Coffee-Bike, der Stand mit den Slush-Softdrinks und die Popcornmaschine. Da hätten einige Besucher sich etwas mehr Ideenreichtum der Veranstalter gewünscht.

Am heutigen verkaufsoffenen Sonntag soll es ab 11 Uhr noch einen Kinderflohmarkt geben, bevor der Markt um 18 Uhr schließt.