Jugendgeschichtspreis – Burloerin Emilia Darui gemeinsam mit zwei weiteren Schülern ausgezeichnet
Facharbeit über das jüdische Leben an der niederländischen Grenze in Kriegszeiten überzeugte die Jury
BOCHOLT / BURLO | bd | Anlässlich der Verleihung des Jugendgeschichtspreises hatte am Mittwochabend die Gesellschaft für historische Landeskunde des Westmünsterlandes e.V. (GhL) in den historischen Ratssaal des alten Bocholter Rathauses eingeladen, um den diesjährigen Preis, der bereits seit 2006 als Förderpreis für Nachwuchsforscher in den weiterführenden Schulen der Region verliehen wird, zu vergeben. Neben dem Moderator und stellvertretenden Vorsitzenden der GhL, Dr. Hendrik Lange, gehörten neben den Preisträgern auch Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff, die Stellvertreterin des Landrats Silke Sommers sowie Alexander Boland von der Sparkasse Westmünsterland zu den Gästen.
Silke Sommers als Laudatorin zeigte sich sehr angetan von den eingereichten Arbeiten der Oberstufenschüler. „Ich bin heilfroh, dass ich keine Entscheidung über die Reihenfolge der Preise treffen musste. Selbst der Fachjury fiel dies aufgrund der Ausgewogenheit der eingereichten Arbeiten in diesem Jahr besonders schwer. Alle Arbeiten sind sehr umfangreich, toll recherchiert und verdeutlichen, wie lebendig der Geschichtsunterricht in den Schulen unserer Region stattfindet“, beschrieb Sommers einleitend.
Im Verlauf der Veranstaltung erhielten alle Preisträger vor Entgegennahme der Auszeichnungen Gelegenheit, dem klein besetzten Auditorium eine inhaltliche Kurzbeschreibung ihrer abgelieferten Arbeiten vorzustellen. So beleuchtete Paul Schulze Iking (3. Platz) in seiner Arbeit das Thema Migration und Integration aus Sicht eines im zweiten Weltkrieg aus Schlesien Vertriebenen, der im Kreis Borken mit seiner Familie schließlich eine neue Heimat fand, während der Erstplatzierte Jan Schilling-Frenk die Zerstörung der Stadt Bocholt mit dem nach Kriegsende vollzogenen Wiederaufbau des Stadtkerns zum Inhalt machte.
Noch stiller als zuvor wurde es dann im Auditorium während des Kurzvortrages von Emilia Darui (Platz 2), zumal sie ein Thema für ihre Facharbeit gewählt hatte, das aktueller gar nicht hätte sein können und das – wenn auch unbeabsichtigt – eindrucksvoll einige Parallelen der jüngeren deutschen Geschichte mit dem aktuellen, gesellschaftspolitischen Zeitgeschehen aufzeigte. So beschrieb sie eindrucksvoll das Leben der Menschen an der deutsch-niederländischen Grenze vor und während des zweiten Weltkriegs bis ins Jahr 1940 und stellte dabei vor allem die jüdische Gemeinde in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.
Spürbar wurde im Rahmen ihres Vortrages das unendliche Leid der Menschen zu jener Zeit, die von Verfolgung, Vertreibung und Deportation geprägt war. So sei bekannt, dass mindestens 35 Menschen jüdischen Glaubens aus dem Kreis Borken zu jener Zeit über die Grenze in die Niederlande flüchteten, an deren Peripherie die Schülerin mit ihrer Familie heute lebt. Der Inhalt ihrer Arbeit erinnert so sachlich und herausragend recherchiert an die Zeit zwischen Weimarer Republik und dem zweiten Weltkrieg in der deutsch-niederländischen Grenzregion, dass zwischenzeitlich auch das „Jüdische Museum Westfalen“ mit Sitz in Dorsten bereits auf Daruis Arbeit aufmerksam wurde. Dort wird sie im Dezember mit einem weiteren Preis für ihre Facharbeit ausgezeichnet.
Im Rahmen der Feierstunde wurden die Preisträger mit einer Urkunde, einem Geldpreis und einem Buchgeschenk ausgezeichnet.