Kampfmittelbeseitigung: Weniger Bombenfunde, mehr Sprengungen

Kampfmittelbeseitigung: Weniger Bombenfunde, mehr Sprengungen
Foto: panthermedia.net / Lisa Young

Noch immer schlummern die Zeugen eines grausamen Krieges im Boden

NRW / BORKEN | pd | Die Erinnerungen an die Evakuierung von 950 Menschen in der Borkener Johann-Walling-Straße sind immer noch präsent. Anlass für die weiträumige Absperrung und Räumung in der City (18. August 2022) war der Fund einer Weltkriegsbombe, die von Spezialisten entschärft werden musste. Der Zweite Weltkrieg hat nicht nur in Borken, sondern im ganzen Land seine Spuren hinterlassen – vor allem in der Erde. Fast täglich holen die Experten und Expertinnen der Kampfmittelbeseitigung Überreste aus dem Boden. Im Jahr 2022 wurden in Nordrhein-Westfalen 1.443 Bomben gefunden und unschädlich gemacht. Im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 32 Prozent (2021: 2.135).

„Die gesunkene Zahl darf uns nicht in die Irre führen. Sie bedeutet nicht, dass der Kampfmittelräumdienst weniger zu tun hat. Sie bedeutet auch nicht, dass wir mit der Zeit alle Munition im Boden gefunden haben. Noch immer schlummern die Zeugen eines grausamen Krieges in der Erde. Sie zu beseitigen, wird noch viele Generationen beschäftigen“, sagt Innenminister Herbert Reul.

Eine Erklärung für die rückläufigen Zahlen liegt beim Einbruch der Baukonjunktur. Denn die Experten und Expertinnen der Kampfmittelbeseitigung werden hauptsächlich dort aktiv, wo gebaut wird. 70 Prozent der Bomben finden sie, bevor Erde bewegt wird. Dazu werden Luftbilder aus der Kriegszeit, sowie Unterlagen zum Grundstück ausgewertet und daraufhin systematisch nach Blindgängern gesucht.

239 der im Jahr 2022 gefundenen Bomben wogen mindestens 50 Kilogramm. 23 Bomben mussten die Kampfmittelbeseitiger und -beseitigerinnen am Fundort kontrolliert sprengen, da vom Zünder eine besondere Gefahr ausging. 2021 lag diese Zahl nur bei 17, bei 14 Prozent mehr gefundenen Bomben in dieser Kategorie (2021: 278). Insgesamt beseitigten die Expertinnen und Experten im vergangenen Jahr 5.731 Kampfmittel. Neben den genannten Bomben handelte es sich dabei um Granaten, Minen, Handgranaten, Munition und andere Sprengmittel.

„Während einer Sprengung hält eine ganze Stadt den Atem an. Eine wahnsinnige Verantwortung und Gefahr, die auf den Schultern der Sprengmeister lastet. Wieder einmal haben sie zu jeder Zeit ein ruhiges Händchen bewiesen und zum Glück kamen keine Personen zu Schaden“, sagt Minister Reul.

Die Kampfmittelbeseitigungsdienste sind in Nordrhein-Westfalen bei den Bezirksregierungen Arnsberg und Düsseldorf angesiedelt. Insgesamt arbeiten 92 Männer und Frauen in der Kampfmittelbeseitigung. Wie auch im Vorjahr wurden 2022 für die Kampfmittelbeseitigung knapp 21 Mio. Euro aus dem Landeshaushalt aufgewendet.

Der Bombenhagel während des Zweiten Weltkrieges traf die Industrieregion an Rhein und Ruhr besonders schwer. Fast die Hälfte der alliierten Bomben auf das Reichsgebiet wurde über dem heutigen Nordrhein-Westfalen abgeworfen. Hauptziele: Industrie, Rüstung, Energie und Eisenbahninfrastruktur.

Die Jahresstatistik zur Kampfmittelbeseitigung 2022 finden Sie hier.

Quelle: Landesregierung NRW


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