Kommiesenpatt – Schmugglerpfad im deutsch-niederländischen Grenzgebiet

Kommiesenpatt – Schmugglerpfad im deutsch-niederländischen Grenzgebiet
Hans-Georg Wilkes Foto: mhs

Mit Hans-Georg Wilkes unterwegs auf historischen Pfaden

BURLO | bd | Der jüngeren Generation, die in einem Europa ohne Grenzkontrollen aufgewachsen ist und die Zollkontrollen allenfalls noch an den deutschen Flughäfen bei der Ein- und Ausreise erleben, sind die Schmugglerpfade der Vergangenheit weitestgehend unbekannt. Nicht so dem Burloer Pensionär Hans-Georg Wilkes, der noch heute in seinem Elternhaus, nur einen Steinwurf entfernt des Grenzverlaufs zwischen Deutschland und den Niederlanden wohnt.

Er weiß noch heute ganz genau, wie es in Zeiten der Hochkonjunktur des Warenschmuggels in den Wäldern seiner Heimat zuging. „Es gab kaum jemanden, der nicht selbst auch mal eine Kleinigkeit illegal über die Grenze brachte. Auch, wenn das nicht ganz ungefährlich war“, beschreibt er, während er zielstrebig durch den dichten Wald stapft, um dem Reporter die teilweise zugewucherten Grenzsteine zu zeigen, die an dem „Kommiesenpatt“ (NL: Komizenpad) stehen und an denen die schmalen, ausgetretenen Pfade vorbeiführten, auf denen die Zollbeamten „Jagd“ auf die Schmuggler machten.

Einige Grenzsteine sind bereits mehrere hundert Jahre alt. Sie verdeutlichen den Grenzverlauf im Venn – Foto: mhs

Tatsächlich waren die Kommiesen bewaffnet und hatten sogar einen Schießbefehl, was das Schmuggeln zu einem unberechenbaren Risiko werden ließ. „Irgendwie war das zu jener Zeit sowas wie Räuber und Gendarm-Spiel, was da zwischen den Bürgern dies- und jenseits der Grenze und den Zöllnern ablief. Sicher konnte sich allerdings niemand sein, von den Uniformierten nicht doch erwischt zu werden.“ Dabei ging es der Mehrheit nicht um den gewerbsmäßigen Warenschmuggel, sondern zumeist um Kaffee, Tee, ein paar Zigaretten, Käse und Mehl oder andere, dringend benötigte Waren und Lebensmittel, die jenseits der Schlagbäume erheblich preiswerter waren als innerhalb der deutschen Grenzen.

Zöllner wohnten teilweise auf den Höfen der Umgebung
„Ich erinnere mich noch gut daran, wie aufregend diese Zeit war. Bei den Patrouillen führten die Zollbeamten nicht nur ihre Gewehre, sondern auch Hunde mit, deren Zwinger in den ehemaligen Zollhäusern am Klosterbusch standen. Besonders freundliche Hunde waren das nicht, wenn sie erst einmal hinter einem Schmuggler hergeschickt wurden“, erinnert sich Wilkes. Er weiß aber auch zu berichten, dass sich die Menschen entlang der Grenze mit den Zöllnern arrangierten. Einige von ihnen hätten sogar in seinem Elternhaus ein Zimmer bewohnt, Kost und Logis wurde das damals genannt.

An vielen Stellen entlang des Weges stehen Informationstafeln mit Beschreibungen und Verläufen des Kommiesenpatt – Foto: mhs

„Im Übrigen soll der Begriff Kommiesen aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg stammen. Zu jener Zeit, als der Krieg endete, standen über 100.000 ehemalige Soldaten der Armee, die in der Bevölkerung auch Kommiss genannt wurde, arbeitslos auf der Straße. So wurden dann aus den Soldaten von einst Zollbeamte – also die Kommiesen“, erzählt Wilkes und klettert durch einen tiefen Graben im Wald. An dieser Stelle habe es noch so genannte Panzersperren gegeben, von denen heute nichts mehr übrig ist.
Die Grenzsteine, alle nummeriert und entlang des Grenzverlaufs in Wald und Flur aufgestellt, ragen wie kleine Monolithen aus der Erde. Sie sind auch in der Burloer Umgebung stumme Zeitzeugen einer aufregenden und für viele Menschen spannenden Zeit, in der die Kommiesen patrouillierten. Mehr Fotos und Beschreibungen dazu finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe des Lokalmagazins NACHLESE.