Ausfall ukrainischer LKW-Fahrer wirkt sich auf Versorgungssicherheit im westeuropäischen Straßengüterverkehr aus
Etwa 200.000 Fahrer aus der Ukraine kehren aus ganz Europa in ihre Heimat oder in die Grenzgebiete zurück
JOURNAL | bd | In ganz Europa ächzt die Speditionsbranche bereits seit Jahren unter dem Druck, der durch permanenten Mangel an LKW-Fahrern hervorgerufen wird. Das weiß auch Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), der sich dazu gegenüber der DVZ (Deutsche Verkehrs Zeitung) wie folgt äußerte: „Angesichts des europaweit grassierenden Lkw-Fahrermangels ist beispielsweise ukrainisches oder weißrussisches Fahrpersonal vor allem bei auch in Westeuropa tätigen osteuropäischen Transportunternehmen kaum mehr wegzudenken.“
Nun, angesichts des über Nacht hereingebrochenen Krieges in der Ukraine, rollen unzählige LKW aus allen europäischen Ländern zurück in Richtung des Kriegsgebietes. Viele Fahrer wollen in dieser schweren Zeit ihren Familien beistehen oder selbst zu den Waffen greifen, um ihr Heimatland zu verteidigen. Diese Bewegung und der damit einhergehende Wegfall des Fahrpersonals für die innereuropäische Güterversorgung führen in Konsequenz dazu, dass speditierbare Frachten nur unter erschwerten Bedingungen termingerecht von A nach B transportiert werden können. Die Branche geht davon aus, dass es rund 200.000 Fahrer sein dürften, die dem Güterverkehr mit Beginn des Krieges schlagartig entzogen wurden.
Wie groß der Anteil an der Fahrleistung von ukrainischen Lkw-Fahrern in Westeuropa und speziell in Deutschland tatsächlich ist, kann laut DVZ nicht genau beziffert werden. Bekannt ist indes, dass der Anteil an der Fahrleistung von polnischen Lkw in Deutschland allein 17,5 Prozent beträgt, wobei ein Gros der polnischen Transporteure Fahrer aus der Ukraine beschäftigt.
So oder so dürfte sich der Fahrermangel auf die Versorgungslage im Westen niederschlagen, je länger die Krise in der Ukraine andauert. Rechnen müssen am Ende die Verbraucher wohl damit, dass sich die Verknappung der Waren in allen Wirtschaftsbereichen, hervorgerufen durch zuvor beschriebene Problematik, mittelbar auf den Geldbeutel auswirken wird. Spürbar werden die Folgen bereits an den Theken in Deutschlands Supermärkten, an denen die Lebensmittelpreise seit Beginn des Krieges bereits deutlich angezogen haben.