Hygiene in Flüchtlingsunterkünften – Münster verdient dafür die Note 6
Münsters Sozialdezernentin: „Nicht gut gelaufen.“
MÜNSTER | pd/bd | Es war nur eine Randnotiz im Rahmen der vom WDR ausgestrahlten Sendung „Lokalzeit Münsterland„. Allerdings eine, die den Zuschauerinnen und Zuschauern die Schamesröte ins Gesicht steigen ließ. Die Rede ist vom Zustand der städtischen Unterkünfte, in die am vergangenen Wochenende viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen untergebracht werden sollten.
Beim Anblick der gezeigten Bilder konnte einem wirklich schlecht werden. Total verschmutzte, sanitäre Einrichtungen, Fußböden, die offensichtlich eine lange Zeit nicht mehr gereinigt worden waren sowie verschimmelte Wände und zugemüllte Kochstellen. Maria Salinas, Integrationsbeauftragte der Stadt Münster, zeigte sich in der Reportage entsetzt und bewegt zugleich: „Die Menschen, die mehrere Tage unterwegs waren und nun endlich angekommen sind, mochten ihre Schuhe nicht ausziehen. Das war aufgrund des Zustands der Fußböden und der Toiletten einfach nicht möglich.“
Cornelia Wilkens, Sozialdezernetin der Stadt Münster und eine der Verantwortlichen, machte im Gespräch mit dem WDR keine gute Figur. „Was nicht gut gelaufen ist, ist schlicht und ergreifend, dass nicht geputzt war. Das ist nicht schön, das darf nicht passieren“, beschrieb sie den Vorwurf. Die Stadt sei von der Ankunft der Flüchtinge überrascht worden, hieß es dann weiter in dem Beitrag. Die Stadtverwaltung hatte allerdings Tage zuvor bekundet, dass jederzeit problemlos 500 Personen aufgenommen werden könnten.
Wilkens wandte sich dann noch an die Menschen an der polnisch-ukrainischen Grenze, man möge doch von dort aus bereits im Vorfeld mitteilen, wann und wieviele Personen in die Regionen transportiert werden. Eine Bitte, die geradezu ein Offenbarungseid ist und deutlich macht, dass zwar vieles schön geredet wird, dass die Realtität aber – wie in diesem geschilderten Fall – eine ziemlich schmutzige Wahrheit parat hält. Die geschilderten Umstände werfen letztlich in den Augen der Schutz suchenden Menschen ein miserables Bild auf die gesamte Region – und dies deshalb, weil an den verantwortlichen Stellen ein wahrlich schlechter Job gemacht wurde.
„Die Menschen aus den unterschiedlichsten Communitys, der russischen, der ukrainischen, aber auch die Einheimischen haben sich dafür wirklich geschämt“, beschreibt Georgius Tskalidis vom Integrationsrat seine Erlebnisse am Wochenende. „Wenn die unterschiedlichsten Communitys in Münster Kenntnis von der Ankunft der Flüchtlinge hatten, wieso weiß es dann nicht die Verwaltung der Stadt?“, stellt er die berechtigte Frage.
Die Forderung kann deshalb nur lauten, sich besser und intensiver auf die aktuelle Migrationslage einzustellen und den flüchtenden Menschen außer der Sicherheit, die ihnen hierzulande zuteil werden soll, auch ein Leben in einem hygienisch einwandfreien Umfeld zu ermöglichen. Vorfälle wie diese sollten deshalb nicht unter den Tisch gekehrt und zur Randnotiz werden, sondern gehören vor dem Hintergrund, dass in den kommenden Wochen noch deutlich mehr Flüchtende eine Unterkunft benötigen werden, umfangreich aufgearbeitet.