Klostersee – ausgetretene Schadstoffe großflächiger im See verteilt als zunächst angenommen

Klostersee – ausgetretene Schadstoffe großflächiger im See verteilt als zunächst angenommen
Ausgelaufener Dieselkraftstoff wurde mit Bindemitteln und einer Ölsperre zu Leibe gerückt - Foto: mhs

Bindemittel und Schadstoffe innerhalb der Ölsperre sollen von Fachbetrieb entsorgt werden

BURLO | bd | Am Montagvormittag war es am Burloer Klostersee zu einem folgenschweren Unfall mit einem Kleintraktor gekommen (BD berichtete). Noch am späten Abend wurde innerhalb der von der DLRG und der Feuerwehr Borken ausgelegten Ölsperre ein Bindemittel ausgebracht, das die weitere Ausbreitung der aus dem verunfallten Traktor ausgelaufenen Betriebsstoffe verhindern und gleichzeitig die Schadstoffe binden sollte. Dies ist nach jetzigem Kenntnisstand (22.03.2022, 14 Uhr) zwar überwiegend gelungen, gänzlich verhindert werden konnte die größere Ausbreitung jedoch nicht. In Ufernähe unweit der Unglücksstelle ist an einigen Stellen ein Ölfilm auf der Gewässeroberfläche deutlich sichtbar. Auch im feinen Kies der Uferzone, im besonderen Maße am Südwestufer, sind schmierige Ablagerungen sowie Granulat des ausgebrachten Ölbindemittels zu finden.

Die Stadt Borken hat indes in ihrer Berichterstattung am heutigen Morgen mitgeteilt, dass das Ölbindemittel und somit die Schadstoffe von einer Fachfirma zeitnah entsorgt werden sollen. Die Arbeiten dazu erfolgten in den Nachmittagsstunden des heutigen Tages. Darüber hinaus prognostizierte die Stadtverwaltung in gleicher Mitteilung, dass (so wörtlich) „das Ökosystem mitsamt seinen Tieren und Pflanzen keinen Schaden davonträgt.“ Diese Einschätzung erfolgte wohl auch – so Pressesprecherin Julia Lahann – weil bis dato davon ausgegangen wurde, dass die Ölsperre eine weitere Ausbreitung der Schadstoffe verhindert hat.

Im Bindemittel sind deutlich die gelb eingefärbten Öle zu erkennen – Foto: mhs

NABU und Fischereiverein bewerten die ökologischen Folgen des Unfalls anders als die Stadt Borken

Eine Prognose, die vor allem von Naturschützern und von dem ortsansässigen Fischereiverein Gemen-Burlo-Gelsenkirchen e.V. nicht geteilt wird, zumal sich am heutigen Vormittag selbst einige hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt, deutliche Ölspuren zeigten. „Sobald Öl in ein Gewässer eingebracht wird, hat dies immer ökologische Folgen. Auch, wenn ein Teil der Schadstoffe mittel- bis langfristig von den Gewässerpflanzen absorbiert werden kann“, beschreibt NABU-Vertreter August Sühling im Gespräch mit Burlo-Direkt.

Auch der Gewässerwart des Fischereivereins, Jonas Vornholt, hält die Aussage der Stadt Borken für mehr als gewagt und im Kontext mit dem Unfall auch für sehr bedenklich: „Sobald Öl oder wie in diesem Fall Dieselkraftstoff in ein Gewässer gelangt, hat dies mittelfristig auch Folgen für die Unterwasserwelt, also für den Fischbestand. Das Worst-Case-Szenario würde sich so darstellen, dass erst kurze Zeit später an der Oberfläche treibende und getötete Fische zu finden sind. Mittelfristig bis langfristig sind nach ähnlichen Ereignissen auch Fehlbildungen des Fischnachwuchses beobachtet worden. Gerade jetzt in der Laichzeit der Hechte, wäre das aus Sicht der Fischerei eine verheerende Folge für den Bestand im Klostersee. In einem Fall wie diesem also davon auszugehen, dass kein Schaden für das Ökosystem entstanden ist, halte ich für geradezu bedenklich, zumal die Ölschlieren ja auch weit abseits der Unfallstelle mit bloßem Auge zu erkennen sind“, beschreibt er die Lage während eines Ortstermins mit Vertretern der BD-Redaktion.

Deutlich sichtbar das auf der Oberfläche treibende Öl sowie weißes Granulat (Bindemittel) etwa 30 Meter entfernt von der Unfallstelle – Gewässerwart Jonas Vornholt (o.l.) zeigte sich besorgt über die Folgen – Foto: mhs

Die untere Wasserbehörde als Aufsichtsbehörde wurde nach Angaben von Pressesprecherin Lahann bereits gestern am Tag des Unfalls informiert. Auch heute habe man seitens der Stadtverwaltung nochmals Kontakt mit der beim Kreis Borken ansässigen Behörde gehabt, beschreibt sie auf Nachfrage der BD-Redaktion.