Burloer Klostersee – Stadt stellt neue Pläne für das Areal vor

Burloer Klostersee – Stadt stellt neue Pläne für das Areal vor
Professionelle Light-Shows gibt es schon bald am Klostersee in Burlo - Foto: pixabay

Freibadpläne endgültig vom Tisch – Bau einer Open-Air-Bühne soll schon im Juni beginnen

BURLO | pd | Diese Nachricht schlug am Mittwochabend während der Dorfvertreterversammlung im Heimathaus ein wie eine Bombe: Die seit Jahren viel diskutierten und immer wieder verworfenen Pläne, die Uferzone des Burloer Klostersees in ein Freibadareal mit hohem Aufenthaltswert zu verwandeln, scheinen endgültig vom Tisch zu sein. “Die mangelhafte Qualität des Wassers war ausschlaggebend für diese Entscheidung”, hieß es dazu von Vertretern der Stadtverwaltung. Die durchgeführten Messungen im Zusammenhang mit der vor über einem Jahr in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie hätten Werte zum Ergebnis, die einen Badebetrieb auch mittelfristig nicht zuließen, hieß es weiter. Die untere Wasserbehörde, die beim Kreis Borken angesiedelt ist und für die Auswertungen verantwortlich zeichnet, gab an, dass in den jüngst entnommenen Proben Öle und Schmierstoffe nachgewiesen wurden, deren Herkunft man sich nicht erklären könne.

Verwaltung überrascht mit neuen Plänen und erhält viel Beifall

Wie bereits berichtet, hatte die Stadtspitze bereits im vergangenen Jahr zur Überraschung vieler Bürgerinnen und Bürger das Seeareal vom Bocholter Eigentümer langfristig gepachtet. Erst vor wenigen Tagen hatten dann Mitarbeiter des städtischen Bauhofs begonnen, das westliche Ufergelände großzügig vom vorherrschenden Wildwuchs zu befreien. Dabei war es zu einem folgenschweren Unfall mit einem Kleintraktor gekommen, in dessen Folge umfangreiche Bergungsmaßnahmen erforderlich wurden (BD berichtete). Zur Unfallursache und den Auswirkungen erklärte der technische Beigeordnete Jürgen Kuhlmann im Rahmen der Dorfvertreterversammlung ergänzend: “Aufgrund eines wohl technischen Defekts hatte sich der Traktor verselbständigt und war inklusive angehängtem Häcksler in den See gerollt. Die Bergungsarbeiten unter Einsatz von schwerem Bergungsgerät hätten bis in die Nacht angedauert.” Selbst ein 100-Tonnen-Kran einer Spezialfirma habe den versunkenen Traktor nicht bergen können.

Wie sich nun zeigte, wurden die Arbeiten am Ufergelände allerdings nicht, wie zunächst angenommen, zur Einrichtung eines Rundwanderweges, sondern als Erstmaßnahme zum Ausbau eines breiten, asphaltierten Zugangsweges zu einem in Planung befindlichen Open-Air-Konzertgelände vorgenommen.

4.200 Besucher soll das geplante Open-Air-Gelände aufnehmen können. Davon stehen rund 1.200 bestuhlte Plätze (inkl. 120 VIP-Plätze) zur Verfügung – © P.O.P. Architekturbüro/Raesfeld 2022

Land NRW übernimmt die Kosten für innovative Windkraftanlage

Der Bau dieses einmaligen und auch kostenintensiven Projekts orientiert sich an der Wasserbühne an Münsters Aasee, so die städtischen Vertreter weiter. Bereits in den kommenden Wochen sollen die Arbeiten mit dem ersten Spatenstich beginnen. Vorgesehen sei eine Ponton-Bühne mit gigantischen Ausmaßen (die Planer sprechen von einer Größenordnung um die 900 Quadratmeter). Der Bereich, der bislang für einen Badestrand mit entsprechender Infrastruktur vorgesehen war, soll als Zuschauerareal und Bewirtschaftungszone eingeebnet und entsprechend befestigt werden. Die Stromversorgung für das Festivalgelände – auch das sei bislang einmalig in NRW – solle mittels einer eigens dazu errichteten Windkraftanlage realisiert werden. Diese Anlage, für die drei Windkrafträder der neuesten Generation mit einer Gesamtleistung von sechs Megawatt in unmittelbarer Nähe des Geländes gebaut werden sollen, sei bereits in Auftrag gegeben. Die Kosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro würden vom Land NRW als “Leuchtturmmodell” übernommen. Der Baubeginn sei bereits für Mitte April vorgesehen. Die überschüssig produzierte Energie soll den Bürgern in Burlo und Borkenwirthe durch Einspeisung ins Netz zugute kommen.

Von Klassik bis Rock soll es rund dreißig Open-Air-Veranstaltungen pro Jahr geben

Dieses nun im kleinen Rahmen vorgestellte Konzept, das allen Bürgerinnen und Bürgern in den kommenden Tagen im Zuge einer Bürgerversammlung vorgestellt werden soll, sehe vor, neben acht klassischen Konzerten pro Jahr, die von der Musiklandschaft Westfalen ausgerichtet werden sollen, auch Schlager- und Rockkonzerte zu etablieren, die wiederum Besucher aus der gesamten Region nach Burlo locken sollen. Die Rede ist von insgesamt 30 bis 40 Konzerten pro Saison. Ersten Schätzungen zufolge gehe man von rund 125.000 Konzertbesuchern pro Jahr aus. Diese Pläne seien als ein wesentlicher Baustein für die städtische Bewerbung um den vom Land NRW ausgeschriebenen Innovationspreis “Dorf des Jahrzehnts” zu verstehen, der mit rund 2 Millionen Euro dotiert ist.

So ähnlich wie auf dieser Abbildung stellen sich die Planer das Ambiente am Klostersee nach Fertigstellung der Anlage vor – Symbolbild

Anwohner zeigen sich von den Plänen begeistert

Die Besucher sollen über einen Shuttle-Verkehr mittels E-Bussen zwischen Alexanderplatz und dem Eingangsbereich zum Veranstaltungsgelände transportiert werden. Die Kassenhäuser sowie erforderliche Sanitär- und Bewirtschaftungsräume würden auf der Südseite des Seeareals gebaut. Als Parkplatzflächen für die anreisenden Besucher sollen den städtischen Plänen zufolge der Ascheplatz des SV Burlo, der ohnehin kostspielig saniert werden sollte, umgewandelt sowie zwei große landwirtschaftliche Flächen nördlich des Seeareals erschlossen werden. Gleichzeitig sollen sowohl auf der West- und Ostseite des Sees Schallschutz-Installationen errichtet werden, die sich in die Landschaft einbetten und die Bewohner der Siedlung vor zu erwartenden Emissionen schützen sollen. Die Pläne seien bei den Anwohnern des Klostersees auf breite Zustimmung gestoßen, hieß es aus Kreisen der Verwaltung. Auch Schlagerbarde Olaf Henning, selbst Anwohner am Klostersee, zeigte sich begeistert. Er könne sich vorstellen, ab und zu selbst auf der Bühne zu stehen und für Partystimmung am Klostersee zu sorgen. Für eine Stellungnahme war Henning allerdings nicht zu erreichen.

Betreiber für Informationszentrum gesucht

Mit dem aufgestellten Zeitplan zur Realisierung des Vorhabens hat sich die Stadtspitze recht sportliche Ziele gesetzt. Bereits Anfang Mai 2023 soll das Eröffnungskonzert stattfinden. In diesem Zusammenhang suche die Stadt deshalb noch dringend interessierte Investoren und Kaufleute zur Einrichtung und Betrieb eines notwendigen Informationszentrums, welches zunächst als Provisorium auf dem Gelände des Heimatvereins eingerichtet werden soll. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann der Betrieb ins noch ausstehende Bauprojekt “Neue Mitte Burlo” umgesiedelt werden. Die dort ursprünglich geplante Gastronomie müsse den städtischen Plänen weichen. Über das Informationszentrum (Zweigstelle der Borkener Tourist-Info) solle auch der Kartenverkauf für die insgesamt recht hochpreisigen Veranstaltungen realisiert werden.