Kreis Borken – Wocheninzidenz von 2.316,0 katapultiert den Kreis auf traurigen Platz 2 in NRW
Nur Minden-Lübbecke verzeichnet noch mehr Neuinfektionen
KREIS BORKEN | pd/bd | Kaum zu glauben ist das, was da allenthalben vor allem aus Reihen der FDP zur Lage der Corona-Pandemie-Entwicklung zu lesen und zu hören ist. Es sei an der Zeit für umfangreiche Lockerungen, für Abschaffung von präventiven Tests in den nordrhein-westfälischen Kitas und vor allem für die Abschaffung der Maskenpflicht beim Einkaufsbummel, bei Veranstaltungen und auch in den Klassenzimmern der Schulen.
Dass diese Lageeinschätzung einiger Regierung-Politikerinnen und -Politiker offensichtlich in Reihen der Kreis- und Stadtverwaltungen nicht ganz ernst zu nehmen ist, zeigen unter anderem Appelle der Stadtspitzen und Landräte/Landrätinnen. Sie appellieren an die Loyalität der Bürgerinnen und Bürger und an deren Vernunft. Es wird gebeten, auch nach dem 3. April bei Betreten öffentlicher Gebäude und Einrichtungen auch weiterhin den Minimalschutz vor einer COVID-Infektion einzuhalten und dort bei einem Besuch eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen (siehe hier). Dort heißt es dann: „So möchte die Stadtverwaltung ihre Funktionsfähigkeit gewährleisten und die Gefahr einer Weiterverbreitung des Coronavirus (z.B. in Wartezonen) auch nach den Lockerungen verhindern.“
Da gibt es also eine Regierungsmannschaft im Land, deren Weisungen von den untergeordneten Dienststellen und Behörden zwar wahrgenommen und auch umgesetzt werden, gleichzeitig scheint man aber an den Entscheidungen der Landesregierung zu zweifeln. Und diese Zweifel scheinen angesichts dessen, was da heute aus dem Robert-Koch-Institut (RKI) an Neuinfektionen im Kreis Borken gemeldet wird, durchaus gerechtfertigt zu sein. 2.316,0 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen (gerechnet auf 100.000 Einwohner) ist ein bislang im Kreisgebiet noch nie zuvor erreichter Wert. Zwischenzeitlich sind nach gleicher Meldung 404 Menschen im Kreis Borken an den Folgen einer COVID-19-Infektion verstorben. Allein vier kamen seit gestern dazu.
Vorbei scheinen im Land und im Bund die Planspiele zu sein, in denen der Bevölkerung bei allen Pressekonferenzen exponentielles Wachstum vorgerechnet wurde. Vorbei auch die Zeit, in der Vorsicht, Abstand und Testen das Maß aller Dinge war und in denen vor allem vulnerable Gruppen geschützt werden sollten.
Wie gut also, dass wir offensichtlich LokalpolitikerInnen haben, deren Weitsicht in der Pandemiebekämpfung scheinbar weiter reicht als die der SpitzenpolitikerInnen auf Länder- und Bundesebene. Gut auch, dass es Schulleitungen gibt, die sich trotz der schulbehördlichen Weisungen nicht ganz exakt an deren Weisungen halten und die Schülerinnen und Schüler bitten, auch weiterhin im Unterricht eine Maske zu tragen.
Der Hinweis an die Bevölkerung angesichts der aktuellen Fallzahlen kann daher nur lauten: Das Ende der Maskenpflicht heißt nicht, dass es verboten ist, diese zu tragen. Und wer Verantwortung übernehmen will und zum Schutze anderer beitragen möchte, kann dies mit einem quäntchen zivilem Ungehorsam auch in Zukunft tun – auch gegen Entscheidungen einer planlos daherkommenden Landespolitik.