Immobilienpreise im Kreis Borken weiter gestiegen – Neue Bodenrichtwerte beschlossen

Immobilienpreise im Kreis Borken weiter gestiegen – Neue Bodenrichtwerte beschlossen
Immobilienpreise steigen weiter - Verkauf von Eigentumswohnungen geht zurück - Foto: Symbolbild

Auch landwirtschaftliche Flächen teils erheblich teurer

KREIS BORKEN | pd | Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Borken hat wieder die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt im Kreis Borken untersucht. Er stellt für seinen Zuständigkeitsbereich (das Kreisgebiet ohne die Stadt Bocholt, die einen eigenen Gutachterausschuss unterhält) insgesamt stark angestiegene Preise bei knapper werdendem Angebot fest. Die Zahl der vorgelegten Kaufverträge sank im Jahr 2021 um rund 7 Prozent auf 3276 Verträge gegenüber 3504 Verträgen im Vorjahreszeitraum. Der Geldumsatz ist dagegen nur um rund 3 Prozent auf rund 732 Millionen Euro zurückgegangen.

Weiter teils stark steigende Preise sind wieder für landwirtschaftlich genutzte Flächen verlangt worden. Mit 86 Transaktionen in diesem Markt wurde hier entgegen dem sonstigen Trend mit gut 201 Hektar rund 18 Prozent mehr Fläche verkauft. Mit einem Plus des Geldumsatzes von sogar rund 27 Prozent stieg der Durchschnittspreis für einen Quadratmeter Acker auf den bisherigen Spitzenwert von 12,52 Euro im kreisweiten Mittel. Im Immobilienmarktbericht Deutschland 2021 der Gutachterausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland rangiert der Kreis Borken mit seinem Preisniveau gleich hinter München.

Der deutlichste Anstieg wurde in Velen registriert. Hier musste der Bodenrichtwert für Ackerland von 10,10 Euro um 2,60 Euro auf 12,70 Euro pro Quadratmeter angehoben werden. Während der bisherige Spitzenwert in Gronau von 13,50 Euro um 50 Cent auf 13 Euro gesenkt werden konnte, liegt nun der neue Höchstwert mit 14 Euro pro Quadratmeter in Vreden. Nachdem die Preise im letzten Jahr auch in Reken die 10 Euro-Marke überschritten, liegt mit 9 Euro nur noch der Richtwert in Isselburg unter dieser Marke.

Die Zahl der verkauften Bauplätze in den Gemeinden des Zuständigkeitsbereichs ist weiter gesunken und war 2021 auf dem zweitniedrigsten Stand mit 390 Kauffällen – lediglich im Jahr 2014 gab es mit 378 Verträgen noch weniger. Gleichzeitig werden seit ein paar Jahren vermehrt Immobilien verkauft, deren Bausubstanz zum Teil deutlich vor Ablauf ihrer üblichen Nutzungsdauer abgerissen wird, um dort mit zum Teil stark verdichteter Mehrfamilienhausbebauung mit mehr Wohnraum höhere Renditen zu generieren. Die knappen Flächen gepaart mit dem vermehrten Auftreten von Investoren scheinen eine Hauptursache für die im Kreisgebiet fast flächendeckend steigenden Preise zu sein. Auch einige Kommunen haben ihre Preise für das geringe Angebot von neuen Wohnbauflächen teils deutlich erhöht.

Der durchschnittliche Bauplatz kostete damit im Kreisdurchschnitt im letzten Jahr rund 179 Euro pro Quadratmeter statt wie vorher 166 Euro. Das bedeutet eine Preissteigerung von etwa 8 Prozent. So mussten die Richtwerte in Ahaus um etwa 25 Euro angehoben werden, in Gronau und Vreden stieg das Bodenwertniveau um rund 20 Euro. In Burlo, Legden, Marbeck, Stadtlohn und Weseke stieg es um 15 Euro, in Gescher, Bahnhof- und Groß-Reken um etwa 10 Euro pro Quadratmeter. In den übrigen Gemeinden und Ortsteilen wurden die Richtwerte meist um 5 Euro erhöht. Die mittlere Anpassung im Kreisgebiet lag bei rund 10 Euro pro Quadratmeter.

Auch bei den Vekäufen von Ein- und Zweifamilienhäusern wurden wieder stark steigende Preise festgestellt. So kostete ein durchschnittliches Ein- bzw. Zweifamilienhaus aus der Mitte der 1980-er Jahre auf einem 593 Quadratmeter großen Grundstück mit 151 Quadratmetern Wohnfläche im vergangenen Jahr rund 341.000 Euro. Für ein vergleichbares Haus auf dem gleichen Grundstück bezahlte man 2020 im Durchschnitt noch rund 304.000 Euro – der Kaufpreis für ein solches Objekt stieg damit um rund 12 Prozent. Ein Einfamilienhaus, das zwischen 2010 und 2018 errichtet wurde, kostete im letzten Jahr im Schnitt rund 511.000 Euro. Im Jahr davor waren es noch 400.000 Euro.

Bei den Doppelhaushälften bzw. den vergleichbaren Reihenendhäusern verhielt es sich im letzten Jahr ähnlich. Hier betrug der Preisanstieg je Quadratmeter Wohnfläche knapp 200 Euro, sodass der Durchschnittspreis für eine 28 Jahre alte Doppelhaushälfte bei etwa 276.000 Euro lag. 2020 waren es noch rund 257.000 Euro. Eine neue Doppelhaushälfte kostete im letzten Jahr auf einem Eigentumsgrundstück rund 326.000 Euro.

Verkaufszahlen von Eigentumswohnungen gehen zurück

Bei den Eigentumswohnungen gingen die Verkaufszahlen ebenfalls zurück: Gegenüber dem Spitzenjahr 2020 mit rund 500 verkauften Eigentumswohnungen waren es in 2021 „nur“ rund 400 Kauffälle. Während hier rund 21 Prozent weniger Verträge gezählt wurden, ging der Geldumsatz aber nur um rund 14 Prozent zurück – ein erstes Indiz für steigende Preise.

Eine „gebrauchte“ Eigentumswohnung kostete im Jahr 2021 kreisweit rund 2.150 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Eine solche Wohnung war im Durchschnitt rund 77 Quadratmeter groß und etwa 29 Jahre alt. Im Vorjahr kostete eine ähnliche Wohnung noch rund 1.860 Euro pro Wohnflä-chenquadratmeter. Eine neue, rund 82 Quadratmeter große Eigentumswohnung kostete im Zuständigkeitsbereich im letzten Jahr im Schnitt 2.950 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Neben all diesen gewohnten Daten und Auswertungen beschäftigte sich der Ausschuss im Zusammenhang mit der anstehenden Grundsteuerreform auch mit neuen, zusätzlichen Bereichen. So wurden in diesem Jahr erstmals Bodenrichtwerte für „Wohnen im Außenbereich“ und für „Gewerbe im Außenbereich“ beschlossen. Darüber hinaus werden in Kürze unter www.boris.nrw.de  sogenannte Immobilienrichtwerte veröffentlicht, die dem Kunden helfen, einen Näherungswert für seine Eigentumswohnung zu bestimmen. Dieser kann zwar nicht als Verkehrswert dienen, aber als relativ sicherer Orientierungswert. Im nächsten Jahr soll es dann auch entsprechende Immobilienrichtwerte für Ein- und Zweifamilienhäuser geben.

Zum Jahreswechsel hat die Bezirksregierung Münster neue Mitglieder in den Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Borken bestellt. Der im letzten Jahr als Leiter des Fachbereichs für Geoinformation und Liegenschaftskataster der Kreisverwaltung in den Ruhestand versetzte bisherige Gutachterausschuss-Vorsitzende Karl-Peter Theis wurde bereits im November zum ehrenamtlichen Gutachter bestellt. Den Vorsitz übernahm darauhin sein Amtsnachfolger beim Kreis, Sebastian Walzog. Stellvertretender Vorsitzender ist seit Jahreswechsel der langjährige Geschäftsführer des Gutachterausschusses, Herbert Hemker. Ebenfalls zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde die bereits seit 2014 zum Ausschuss gehörende ehrenamtliche Gutachterin Brit-Maren Busch bestellt. Sie rückt für den im letzten Jahr verstorbenen Fritz Garvert nach. Neue ehrenamtliche Gutachter sind Christian Borgert aus Borken, Dirk Droste aus Vreden, Christoph Garvert aus Borken und Thomas Sievers aus Velen-Ramsdorf. Tobias Kleimann aus Steinfurt ist als neuer Vertreter des Finanzamtes Ahaus in den Ausschuss berufen worden.

Sämtliche Ergebnisse seiner Auswertungen stellt der Gutachterausschuss in seinem Grundstücksmarktbericht für alle kostenfrei im Internet unter https://gutachterausschuss.kreis-borken.de/produkte/grundstuecksmarktbericht/ zur Verfügung. Die neuen Bodenrichtwerte können kurzfristig auf der Homepage des Gutachterausschusses unter http://gutachterausschuss.kreis-borken.de/, dort unter „Geodatenatlas Kreis Borken“, eingesehen werden. Beides und weitere interessante Informationen sind unter www.boris.nrw.de zu finden. Auskünfte dazu werden bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Borken ab sofort erteilt. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 02861 – 681 1705.