Wann wird dieses unfassbare Verbrechen in der Ukraine endlich gestoppt?
Gedanken zum Ukraine-Krieg von Michael H. Schmitt
Kommentar | Es sind noch keine 40 Tage her, als der Präsident Russlands, Wladimir Putin, sein wahres Gesicht zeigte und seinen Soldaten den Marschbefehl auf die Ukraine gab. Seit der Nacht zum 24. Februar 2022 lebt die Welt in Angst und Schrecken vor dem russischen Diktator und seinen Brigaden, die mordend und plündernd durch das westlich orientierte und aufstrebende, ukrainische Territorium ziehen. Viele Städte und Dörfer wurden zwischenzeitlich dem Erdboden gleich gemacht, tausende unschuldige Menschen getötet und Millionen Menschen vertrieben.
Nun – bei Bekanntwerden massenhafter Ermordungen von Zivilisten in der Region Kiew – übertreffen sich einmal mehr alle westlichen Staatsoberhäupter in ihrem Entsetzen. Was folgt, sind erneute Bekundungen, die bereits bestehenden Sanktionen gegen Russland weiter zu verschärfen und die Waffenlieferungen an die Ukraine weiter zu forcieren.
Jetzt mal einen Moment innehalten und nachdenken: Worüber ist die Welt denn plötzlich so entsetzt? Warum berichten alle Medien plötzlich und unablässig von diesen schrecklichen Geschehnissen in den Vororten der ukrainischen Hauptstadt? Etwa weil dort gemordet, geplündert und vergewaltigt wurde? Weil Menschenleiber wie Müll auf den Straßen entsorgt wurden? Das Entsetzen klingt für mich momentan so irrational und derart verlogen, dass mir beim Lesen der Nachrichten und der Kommentare einiger hochrangiger PolitikerInnen speiübel wird, bei allem Respekt. Fakt ist doch eines – dass bereits seit der Minute, in der das russische Militär in einen europäischen Staat völkerrechtswidrig eingedrungen ist und einen furchtbaren Angriffskrieg gegen ein friedliches Volk begonnen hat, gemordet wird, Menschenleiber von Raketen und Bomben zerfetzt werden und unschuldige Menschen, Zivilisten genauso wie Soldaten reihenweise hingerichtet, nein – abgeschlachtet werden.
Und ja, es gibt auch seit Wochen Berichte über Vergewaltigungen und Misshandlungen der widerwärtigsten Art. Ähnlich wie im Juli 1995, beim Massaker von Srebrenica finden diese Taten auch jetzt in der Ukraine statt. Frauen, Kinder, Väter, Mütter, Omas und Opas sterben in den Gassen der ukrainischen Dörfer und Städte. Tag für Tag und Nacht für Nacht. Rücksichtslos und unerbittlich folgen die russischen Schergen dem Befehl des russischen Verbrechers und Massenmörders namens Putin. Gibt es etwa Differenzierungen, sowas wie eine Skala über weniger schlimme und besonders schlimme Kriegsverbrechen? Nein, diese Skala scheint nur in den Köpfen einiger Staatenlenker zu existieren – in meinem nicht. Und was nun?
Ja, es ist entsetzlich und schier unfassbar, was da gerade geschieht. Aber bitte, geschätzte PolitikerInnen und Staatsoberhäupter, liebe Mitmenschen: Es ist nicht an der Zeit, einmal mehr das Feld des Populismus nun mit dem Lied des Entsetzens zu bespielen und so zu tun, als seien die nun zutage getretenen Gräueltaten schlimmer als alles andere, was der ukrainischen Bevölkerung in den vergangenen 39 Tagen und Nächten angetan wurde.
Das Entsetzen über das, was inmitten Europas passiert, muss Tag und Nacht in unseren Köpfen sein, wir sollten täglich Tränen des Mitgefühls vergießen, keines der Bilder je vergessen und endlich alle Register ziehen, dem Urheber dieser Verbrechen das Handwerk zu legen und ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Keine Sekunde des Tages darf verstreichen, ohne dass nach einer Lösung gesucht wird, diese schrecklichen Taten, diesen furchtbaren Krieg zu beenden und die Verantwortlichen vor ein weltliches Gericht zu stellen.
Und ja, wenn es anders nicht geht, muss diesem skrupellosen Diktator und seinem milliardenschweren Gefolge der wirtschaftliche Hahn vollends abgedreht werden, auch wenn es allen anderen Menschen in Europa und auch dem russischen Volk dadurch schlechter gehen mag. Durch das allerorten theatralisch dargestellte und somit kaum mehr glaubhafte Entsetzen über die jetzt entdeckten Taten werden wir diese Gräueltaten nicht verhindern und erst recht den Krieg nicht beenden. Aber was weiß ich schon von Politik?