Essener und Bochumer Tafeln weisen Bedürftige ab | Auch Borkener Tafel hat lange Wartelisten

Essener und Bochumer Tafeln weisen Bedürftige ab | Auch Borkener Tafel hat lange Wartelisten
Immer mehr Menschen suchen die Tafeln auf und werden oftmals abgewiesen - weil es an Lebensmitteln fehlt - Symbolbild

Immer mehr Menschen in Deutschland benötigen Lebensmittel der Tafeln

JOURNAL | bd | Berichterstattungen wie diese sollten eigentlich in einem der reichsten Länder der Erde überflüssig sein. Und dennoch spitzt sich die Lage an den Ausgabestellen der „Tafel“ allerorten weiter zu. Personelle Engpässe bei den Ehrenamtlern, vor allem durch die lang andauernde Pandemie verursacht, spiegeln dabei nur eine der Ursachen wieder. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine reihen sich immer mehr Bedürftige in die langen Warteschlangen vor den Ausgabeschaltern der Tafeln ein, um wenigstens ein paar Lebensmittel für ihre Familien mit nach Hause oder in die Notunterkünfte nehmen zu können. Viele von ihnen kehren allerdings vermehrt ohne die erhoffte Ration zurück. Die Kapazitäten der Tafeln sind – sowohl personell als auch bei der Menge der zur Verfügung stehenden Lebensmittel – schlichtweg erschöpft. Ein Zustand, der beschämender kaum sein könnte, wenn Bedürftige unverrichteter Dinge abgewiesen werden müssen.

Immer mehr Familien müssen aufgrund anhaltend hoher Inflationsraten und rasant steigenden Lebenshaltungsosten mittlerweile den Gürtel enger schnallen und schauen in zunehmendem Maße auf Sonderangebote in den Lebensmittelregalen. Der Handel reagiert darauf mit einem großen Angebot preisreduzierter Ware, die nun abverkauft anstatt – wie in der Vergangenheit üblich – den Tafeln gespendet wird.

„So etwas habe ich in 17 Jahren noch nicht erlebt“, sagt der noch immer fassungslose Chef der Essener Tafel, Jörg Sartor. Über 70 Menschen hat er am Mittwoch abweisen müssen. Menschen, die eigentlich dringend Verpflegung gebraucht hätten, so der Tafelleiter. Dies berichtet aktuell der WDR. Durch den großen Andrang sei nun ein Aufnahmestopp nötig, der voraussichtlich zunächst einmal bis zum August andauern soll.

Auch bei der Bochumer Tafel kapitulierten die ehrenamtlichen Helfer vor dem Andrang Hilfsbedürftiger. Als Grund für die eskalierende Situation werden vor allem Rückgänge von Lebensmittelspenden (rund 40 Prozent) sowie Platz- und Personalmangel bei der Ausgabe angegeben. Zuvor hatte es bereits in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens angesichts immer länger werdender Warteschlangen geheißen: Nichts geht mehr.

Auch Borkener Tafel benötigt Lebensmittelspenden und finanzielle Unterstützung

Die Borkener Tafel (Diakonie WesT e.V.) hatte bereits Anfang Mai eine Warteliste für neue Tafelausweise ausgegeben, in die sich die Bedürftigen eintragen können, um so in Zukunft von dem Angebot profitieren zu können. Birgit Menslage-Blum als Koordinatorin fasst die derzeitige Situation der Borkener Tafel in einem Telefonat mit der Redaktion Burlo-Direkt in wenigen Worten zusammen: Aktuell stehen noch rund 100 Familien auf der Warteliste für einen Tafelausweis, die aber Zug um Zug im Rahmen eines eingeführten Rotationsprinzips nachrücken können. Insbesondere der Zuzug vieler Menschen aus dem ukrainischen Kriegsgebiet habe die Lage noch einmal spürbar verschärft. „Die Lage bei den Lebensmittelspenden hatte sich für die Borkener Tafel jüngst aufgrund diverser Vereins- und Privatinitiativen (BD berichtete) zunächst etwas verbessert. Dennoch sind wir auch weiterhin auf die Spendenbereitschaft des lokalen und regionalen Lebensmittelhandels angewiesen“, beschreibt sie weiter. Neben den notwendigen Sachspenden sei aber auch finanzielle Unterstützung vonnöten, um die ehrenamtliche Tätigkeit weiter wie bisher aufrecht zu erhalten.

Wer die Tafel mit einer Spende unterstützen möchte, erhält dazu alle erforderlichen Informationen auf der Homepage der Diakonie WesT e.V.