Unsinn oder geniale Idee? Stadt Hilden schaltet Warmwasser und Heizung in Schulen und Turnhallen ab

Unsinn oder geniale Idee? Stadt Hilden schaltet Warmwasser und Heizung in Schulen und Turnhallen ab
Einsparung von Energiekosten vs. Hygienemaßnahmen © Symbolbild

Maßnahmen sollen auch über die Sommerferien hinaus gelten

NRW | pd/bd | Die Empfehlung zur Reduzierung des Gasverbrauchs treibt offenbar seltsame Blüten. Zumindest in den Amtsstuben der Stadt Hilden werden die Sparmaßnahmen sehr ernst genommen. Dort werden einer Meldung des WDR zufolge aufgrund der Energieknappheit die Warmwasserversorgung und die Heizungen in über 20 städtischen Schulen und Turnhallen abgeschaltet. Auch im Rathaus soll die Warmwasserversorgung eingestellt werden. Kaum wurde die Hildener Idee öffentlich, stößt das Thema – wie nicht anders zu erwarten – auch gleich auf Zustimmung in anderen nordrhein-westfälischen Kommunen, heißt es dazu vom WDR.

Energieeinsparungen vs. Hygiene in der Corona-Pandemie

Erstaunen löst dabei zunächst einmal aus, dass in der Vergangenheit offensichtlich die Schulgebäude in den Ferien beheizt und auch jede Menge Energie für die Warmwasseraufbereitung eingesetzt wurden, obwohl es dazu mangels anwesender Schülerinnen und Schüler überhaupt keinen Bedarf gab. Insofern ist die nun vom WDR zitierte Idee des parteilosen Hildener Bürgermeisters, Claus Pommer, eigentlich keine besonders hervorzuhebende oder gar innovative Maßnahme, sondern eher das, was man sinnvolle und sparsame Haushaltsführung nennt, die man von einem Bürgermeister grundsätzlich erwarten darf. Schließlich werden die kommunalen Gebäude mit finanziellen Mitteln der Steuerzahler unterhalten.

Diese nun gelobte Einsparpolitik allerdings auch über die Sommerferien hinaus aufrecht zu erhalten, ist dann vor dem Hintergrund der nach wie vor andauernden Corona-Pandemie schon recht waghalsig, zumal sich nach Bekunden vieler Wissenschaftler gerade jetzt eine neue Infektionswelle ankündigt, die spätestens zum Ende der Sommerferien an Fahrt aufnehmen dürfte.



Spätestens dann müssen – Energieknappheit hin, mangelhaft aufgefüllte Gasreserven her – wieder die notwendigen Hygienemaßnahmen greifen, die ein rasches Ausbreiten des COVID-Virus verhindern. Dazu zählt vor allem auch die Handhygiene, im besonderen Maße an Schulen und Kitas. Diese ist in ausreichendem Maße aus medizinischer Sicht und aus Sicht der Virologen nur dann zu gewährleisten, wenn neben der Nutzung üblicher Desinfektionsmittel auch das ausgiebige Waschen der Hände mit ausreichend erhitztem Wasser ermöglicht wird. Klingt auch irgendwie logisch.

Einsparungen beim Energiebedarf sollten also dort ihre Grenzen finden, wo diese zu Lasten der Hygiene gehen. Besser wird der Zustand auch dadurch nicht, dass in der Ganztagsbetreuung für die Schulkinder das warme Wasser in der Küche weiter fließen soll, nicht aber an den Waschbecken in den Toilettenräumen.

Insofern mag die aus dem Hut gezauberte Idee zwar der politischen Forderung nachkommen, so viel Energie einzusparen wie möglich, in Sachen Pandemiebekämpfung ist eine derartige Maßnahme allerdings kontraproduktiv. Bleibt nur zu hoffen, dass Hildens Bürgermeister noch einmal über seine Maßnahmen nachdenkt, spätestens zum Schulstart nach den Sommerferien zurückrudert und die Warmwasseraufbereitung wieder einschalten lässt.


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