30 Prozent Energieeinsparung – definiertes Ziel der Stadt Borken

30 Prozent Energieeinsparung – definiertes Ziel der Stadt Borken
Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing senkt symbolisch mit Emergy-Chef Ron Keßeler und dem Stadtkämmerer Norbert Nießing (li. im Bild) die Raumtemperatur ab - Foto: mhs

Maßnahmenpaket soll zeitnah greifen – Pullover statt Hemd und Krawatte sollen zum Bürostandard werden

BORKEN | bd | Am Donnerstagabend hatten die Vorstände der Stadtverwaltung und der Stadtwerke Borken und Coesfeld zu einer Pressekonferenz ins Borkener Rathaus eingeladen. Thematisiert wurden das ehrgeizige Ziel der Stadt Borken, den städtischen Energieverbrauch rund dreißig Prozent zu senken sowie die Sensibilisierung aller Unternehmen und Haushalte, auf die knapper werdenden Ressourcen zu reagieren. „Es gilt nun mehr als je zuvor, auf die von Russland herbeigeführte Verknappung der Gasliefermengen schnellstmöglich Antworten zu finden, um sicher durch den kommenden Winter zu kommen“, waren sich Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing und Stadtwerke-Chef Ron Keßeler einig.

Alle bisherigen Verhaltensweisen und Gepflogenheiten in Sachen Energieverbrauch gehören auf den Prüfstand, um den Verbrauch angesichts der deutlich knapper gewordenen und vorhandenen Energiereserven zu senken.

„Wir wollen aus bekannten Gründen den Verbrauch um 30 Prozent senken und sind uns durchaus darüber im Klaren, dass dies ein sehr ehrgeiziges, aber nach unserer Einschätzung durchaus erreichbares Ziel ist“, erklärt Stadtkämmerer Norbert Nießing. Auf dem Weg dorthin käme nicht nur die Beheizung der städtischen Gebäude auf den Prüfstand, die nach den städtischen Plänen auf 19 Grad abgesenkt werden soll, sondern auch der Stromverbrauch durch städtisch betriebene Beleuchtungseinrichtungen, die einerseits durch den Einsatz von LED-Leuchtmitteln gesenkt und andererseits durch das Herabdimmen optimiert werden sollen. Das Erreichen des Ziels sei mit unzähligen Einzelmaßnahmen verbunden, die weit über die voreingestellte Raumtemperatur in den Büroräumen hinausgingen. Selbst die Anzahl der in den städtischen Büros betriebenen, technischen Hilfsmittel wie zum Beispiel die in hoher Anzahl vorhandenen Drucker, solle zeitnah gesenkt werden, da diese ohnehin aufgrund der digitalisierten Bearbeitung von Verwaltungsvorgängen in einigen Bereichen bereits ausgedient hätten.

Bürgermeisterin Schulze Hessing brachte zum Ausdruck, dass es an der Zeit sein müsse, in allen Bereichen über Sparmaßnahmen nachzudenken und entsprechend zu handeln. „Angesprochen sind sowohl die Unternehmen in der Region, aber auch jeder einzelne Haushalt. Aktuell scheint die Notwendigkeit von Energiesparmaßnahmen in den Köpfen vieler Menschen tatsächlich noch nicht angekommen zu sein. Dies bestätigen Vergleiche von aktuellen Verbrauchszahlen mit denen des Vorjahreszeitraums.“


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Selbst über alt hergebrachte Mindeststandards bei der Berechnung von Heizleistungen sei es an der Zeit, alte Zöpfe abzuschneiden. So sei es vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels und den damit einhergehenden, recht milden Wintertemperaturen kaum noch nachvollziehbar, wenn bei der Berechnungsgrundlage für vorzuhaltende Heizleistungen ein größerer Zeitraum mit Temperaturen von minus 15 Grad oder kälter einbezogen werden müssten. Diese fiktiven Zahlen bedürften daher einer Aktualisierung, aus der sich dann automatisch Einsparpotenziale ergäben. „Dazu muss sich jeder ein Stück weit aus seiner Komfortzone heraus bewegen und darüber nachdenken, ob es erforderlich sei, im Falle tatsächlich länger andauernder, erheblicher Minus-Temperaturen, den Wohnraum trotzdem auf 25 Grad Raumtemperatur aufzuheizen“, ergänzt Nießing dazu.

Die Stadtwerke als Energieversorger und Betreiber der städtischen Bäder haben bereits durch Absenkung der Temperaturen in den Einrichtungen einen Schritt in die entsprechende Richtung unternommen, erklärt Ron Keßeler. Doch allein diese Maßnahme sei noch nicht das Ende, den Energieverbrauch langfristig zu senken. „Zu den Plänen gehört auch, in unseren Saunalandschaften je eine Sauna abzuschalten und diese Maßnahme gleichzeitig transparent für die Bade- und Saunagäste mit entsprechenden Erklärungen darzustellen. Mit Abschalten einer Sauna beispielsweise können Einsparungen in der Größenordnung des Verbrauchs eines durchschnittlichen Einfamilienhauses realisiert werden“, verdeutlicht er die Überlegungen.

Letztlich gehe es angesichts der Gasknappheit darum, mit gutem Beispiel voranzugehen und so viele Menschen wie möglich auf diesem Weg mitzunehmen, betonen Stadtverwaltung und Energieversorger unisono. Es gäbe weit mehr Sparpotenzial als das „kürzere Duschen mit kälterem Wasser“, griffen die Unternehmens- und Verwaltungsspitzen den viel zitierten Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Habeck auf. Mit Blick auf die Gewerbebetriebe und Haushalte in der Region bestand Einigkeit auf allen Seiten ausdrücklich darin, nicht weitere „Papierlagen“ zu schaffen und in zeitraubende Erarbeitung von Energiesparkonzepten einzutreten, sondern zu handeln und Fakten zu schaffen – und dies möglichst ohne zeitlichen Verzug. Es gehe darum, auszuloten, welche Maßnahmen geeignet sind, den Energiebedarf dauerhaft zu senken und dies dann auch zeitnah umzusetzen. Dabei sei, so Keßeler, zu berücksichtigen, dass es nicht nur um Einsparungen bei der immer knapper werdenden Ressource Gas, sondern um eine deutliche Reduzierung des Verbrauchs aller Ressourcen gehen müsse.

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