Firma Borchers testet erstes elektrisch betriebenes Müllfahrzeug
Anfallende Anschaffungskosten mit 800.000 Euro doppelt so hoch wie bei konventionellen Fahrzeugen
BORKEN | bd | Umstellung auf Elektromobilität oder doch lieber wieder ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor? Dies ist die Frage, die sich immer mehr Menschen stellen, die vor der Entscheidung stehen, ein neues Fortbewegungsmittel anzuschaffen. Doch nicht nur im privaten Umfeld, sondern vor allem im gewerblichen Bereich stehen derzeit die Unternehmensleitungen vor der Herausforderung, ihre bestehenden Fuhrparks auf klimafreundlichere Antriebsarten umzustellen. So auch bei der städtischen Müllabfuhr, die in Borken vom städtischen Vertragspartner Borchers Kreislaufwirtschaft GmbH durchgeführt wird. Erst vor zwei Tagen traf dort ein für den Mülltransport ausgestatteter VOLVO-LKW ein, der nun von den „Müllwerkern“ ausgiebig auf seine Alltagstauglichkeit getestet werden soll. In Anwesenheit von Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing, dem technischen Beigeordneten Jürgen Kuhlmann, Alfons Schroer (Stadt Borken, zuständig u.a. für die Abfallwirtschaft), Maja Becker (Bündnis90/Die Grünen) sowie einigen Medienvertretern wurde das „Testfahrzeug“ von der Borchers-Geschäftsführung vorgestellt.
Ladekapazität reicht nicht für eine normale Schicht aus
Die Aufbauten des E-LKW unterscheiden sich nicht von den herkömmlichen Mülltransportern und könnten auch auf dem Fahrgestell eines mit Diesel-Kraftstoff betriebenen Chassis verbaut werden. Der Unterbau des Testfahrzeugs ist somit auch nicht mit Kraftstofftanks, sondern mit vier Batteriekomponenten bestückt, die insgesamt eine Leistung von 260 KW bereitstellen. „Diese Kapazität reicht aktuell im laufenden Betrieb nicht für eine Schicht über acht Stunden aus. In der Mittagspause muss das Fahrzeug nochmal nachgeladen werden“, beschreibt Unternehmens-Geschäftsführer Bernhard Strotmeier anlässlich der Fahrzeug-Präsentation am Donnerstagvormittag in Borken.
Dabei sei weniger der LKW-Antrieb der große „Stromfresser“, sondern vielmehr die im Aufbau des Müllfahrzeugs verbaute Technik. So würden die Hebevorrichtungen für Mülltonnen und Abfall-Container, aber auch das hydraulische Pressschild im Innern des Aufbaus die Batterien recht zügig entladen. Somit gerät das Testfahrzeug vor allem bei der Müllabfuhr im Borkener Außenbereich recht schnell an seine Grenzen. „Auch beim Abtransport des eingesammelten Biomülls, der von unseren Mitarbeitern nach Gescher verbracht und dort entladen werden muss, ist die Reichweite eher problematisch“, so Strotmeier weiter. Vom Hersteller VOLVO würden allerdings auch Batterien mit höherer Kapazität angeboten, so dass dann mit voll geladenen Batterien eine 8-Stunden-Schicht ohne „Nachladen“ absolviert werden könne.
Anschaffungskosten sollen vom Bund subventioniert werden
Die relativ hohen Anschaffungskosten von derzeit 800.000 Euro (ein konventionell mit Dieselkraftstoff betriebenes Müllfahrzeug kostet rund 400.000 €) soll zeitnah vom Bund bezuschusst werden. Die Höhe der Subventionierung soll bei etwa 80 Prozent der Anschaffungs-Mehrkosten liegen. „Allerdings warten wir händeringend auf die entsprechenden Beschlüsse der Bundesregierung“, erläutert Borchers-Geschäftsführer Thomas Wolters den Istzustand.
Das Testfahrzeug soll noch eine Woche lang in Borken getestet werden, bevor dann Fahrzeuge anderer Hersteller auf die Borkener „Entsorgungs-Teststrecke“ geschickt werden sollen.