„Windpark Burlo“ – Investorengruppe plant Bau von 12 Windrädern auf der grünen Wiese

„Windpark Burlo“ – Investorengruppe plant Bau von 12 Windrädern auf der grünen Wiese
Auf etwa 25 ha bisher landwirtschaftlich genutzter Fläche soll die Anlage errichtet werden - Fotomontage: BD
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Rund eine Milliarde Euro sollen in die geplante 400 MW-Anlage fließen

BURLO | bd | Spätestens seit der Bürgerversammlung, in deren Verlauf die städtischen Vertreter im Mai 2023 die Burloer Bürgerinnen und Bürger über die Absicht informierten, schon sehr zeitnah mit der Vermarktung von Baugrundstücken im Bereich „Ramäkersweg“ beginnen zu wollen, schürte bei den Anwohnern Hoffnung auf rasche Besserung der angespannten Situation am Burloer Wohnungsmarkt.

Wie nun am vergangenen Samstagabend im Rahmen einer Informationsveranstaltung in der Borkener Stadthalle „Vennehof“ bekannt wurde, sind die seinerzeit vorgestellten Wohnbau-Pläne südlich der Baugebiete BU 1, BU 11 und BU 4 bereits wieder Geschichte und auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Grund dafür sind die nun vorgestellten Pläne einer Investorengruppe, die den geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung Entwürfe zum Bau eines Mega-Windparks präsentierte, dessen Bau bereits am Ende des Jahres starten könnte. Die Anlage soll die Größenordnung des erst kürzlich fertiggestellten niedersächsischen Windparks „Borkum Riffgrund West“ erreichen und jährlich rund 400 Megawatt grüne Energie produzieren. Damit dürften die erst kürzlich im Rahmen einer Ratssitzung von der Marbecker Gemeindevertretung geäußerten Bedenken sowie die angekündigte, restriktive Marschroute der Verwaltung im Hinblick auf den Bau neuer Windkraftanlagen auf der „grünen Wiese“ vom Tisch sein.

Produzierte Energie soll zu 100 Prozent in die Gewerbebetriebe fließen

Auf einer Fläche von rund 25 Hektar unmittelbar vor den Toren Burlos (bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche zwischen den Straßen Schlichtenhorst/Borkener Straße – L600/Woorte) und somit in direkter Nachbarschaft zu den zuvor beschriebenen Baugebieten, sind nach Vorstellung der Investorengruppe 12 Windenergie-Anlagen der neuesten Generation nötig, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Diese sollen zukünftig den Strom für das in Borken und Umgebung ansässige, produzierende Gewerbe, liefern. Die Kapazitäten, die den hiesigen Bedarf übersteigen, sollen in die noch im Bau befindliche Amprion-Stromtrasse für den Verkauf in Bayern und Baden-Wüttemberg eingespeist werden und so das Projekt zügig refinanzieren.

Verwaltungsgebäude der AgriV – Hier soll die Schaltzentrale eingerichtet werden, über die der Windpark zentral gesteuert werden kann – Foto: BD

Nach Vorstellung der Investoren soll die Anlage über eine zentrale Warte gesteuert werden, deren Bau auf dem Gelände der Burloer AgriV bereits begonnen hat. Dazu wird derzeit das Verwaltungsgebäude der Genossenschaft an der Lagerstraße aufgestockt. Entstehen sollen dort Büroräume und die mit komplexer Technologie ausgestattete Leitstelle, in der mehrere Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb die Stromproduktion überwachen und steuern.

„Die Versorgung der Wohngebäude in Burlo und Borkenwirthe mit grüner Energie wird dann ab 2030 von einer zweiten, etwas kleineren Anlage, die südlich des Klostersees geplant ist, sichergestellt“, so Christian Hansen, Sprecher der Investorengruppe und Vorstandsvorsitzender der „Green-Energy AG“ mit Sitz in Frankfurt a.M.

Rund 25 Hektar Ackerfläche stehen für den Bau der Anlage zur Verfügung

„Die fortschreitende Klimaerwärmung macht den Transformationsprozess des deutschen Energiesystems immer dringlicher. Sowohl die Bezirksregierung, die Landesregierung als auch die Kreisverwaltung haben deshalb bereits ihre Zustimmung signalisiert, eingehende Anträge zum Bau dieses „Leuchtturmprojekts“ beschleunigt zu bearbeiten. Insofern gehen wir von einem Baubeginn spätestens im Dezember 2024 aus. Anlegern, die sich an der Finanzierung des rund eine Milliarde Euro teuren Projekts beteiligen möchten, stehen wir jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung“, erklärt Hansen weiter und schickt gleichzeitig das Signal in die Runde der Gäste, dass das Projekt nach jetzigem Stand wohl eine überdurchschnittlich hohe Rendite abwerfen dürfte.

NABU spricht sich gegen die Umwidmung der landwirtschaftlichen Fläche aus

Vertreter des NABU Kreisverbands laufen indes Sturm gegen die Pläne. Sie befürchten massive Auswirkungen auf Flora und Fauna. Die bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche sei bevorzugter Ort der Bodenbrüter, die durch den Bau der Anlagen komplett aus dem Gebiet verdrängt würden. Auch die Vielfalt der Kröten und Eidechsen, die nachweislich in dem Gebiet beheimatet sind, sei für den Fall, dass die Pläne umgesetzt werden, gefährdet. „Erst vor wenigen Wochen haben wir als Naturfreunde durch den Bau von Krötenschutzzäunen Sorge dafür getragen, dass die Amphibien aus dem Gebiet möglichst ungefährdet ihre Laichplätze erreichen können“, war aus Reihen der aktiven Naturschützer zu vernehmen.

Eine schwierige Aufgabe steht nun den Verantwortlichen im Borkener Rathaus bevor, die für den Ortsteil Burlo an anderer Stelle als bislang geplant Baugrundstücke bereitstellen muss, um die Wohnraumsituation in der Gemeinde zu entschärfen. Die ursprünglich vorgesehene Fläche am Ramäkersweg kommt aufgrund
einschlägiger, gesetzlicher Bestimmungen, die den geografischen Abstand von Windkraftanlagen zu Wohnbebauungen regeln, zukünftig nicht mehr als Wohnbaufläche in Frage.

Im nächsten Schritt steht nun eine Bürgerversammlung auf dem Terminkalender der Investoren, in der die Burloer Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen sollen. Der genaue Termin und Austragungsort dazu wird zeitnah mitgeteilt.