Kreis Borken erinnert mit einem Themenjahr an historisches Ereignis aus dem Dreißigjährigen Krieg

Kreis Borken erinnert mit einem Themenjahr an historisches Ereignis aus dem Dreißigjährigen Krieg
Logo des Themenjahres "1623 - Zwischen Himmel und Hölle"

1623 – Zwischen Himmel und Hölle

KREIS BORKEN | pd | „1623 – Zwischen Himmel und Hölle“ lautet das Motto des Themenjahres, das der Kreis Borken für 2023 ausgerufen hat. Anlass ist ein historischer Jahrestag: Am 6. August 2023 jährt sich die „Schlacht am Lohner Bruch“ bei Stadtlohn zum 400. Mal. Diese Schlacht des Dreißigjährigen Krieges hatte einen wichtigen Anteil an der konfessionellen Festigung Nordwestdeutschlands und war damit für die weitere Entwicklung der Region sehr bedeutsam. Der Sieg der katholischen Liga-Truppen unter General Tilly über das Heer der protestantischen Union unter Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel leitete die Rekatholisierung des Münsterlandes ein, die bis zum heutigen Tag die Region prägt.

Um dieses für das Westmünsterland bedeutsame Ereignis zu begehen, hat der Kreis Borken Akteurinnen und Akteure aus dem gesamten Kreisgebiet dazu eingeladen, sich mit Aktionen, Ausstellungen, Veranstaltungen und Events zu beteiligen. Als Verbindung dient dazu ein Logo für den Wiedererkennungswert. Ein gemeinsamer Webauftritt unter www.1623.info sowie ein Flyer bündeln alle Projekte und bieten so Interessierten einen Überblick, was es zu diesem Thema zu sehen und erleben gibt. „Uns war es wichtig, dass wir dieses Thema nicht nur in unserem eigenen Kulturzentrum kult Westmünsterland in Vreden behandeln, sondern, dass an möglichst vielen Orten im Kreis etwas stattfindet. Denn obwohl diese Schlacht in Stadtlohn stattgefunden hat, hatte sie wichtige Auswirkungen für das gesamte Westmünsterland“, erläutert Elisabeth Büning, Fachbereichsleiterin für Bildung, Schule, Kultur Sport des Kreises Borken das Anliegen. „Mit der Dachmarke ‚1623 – Zwischen Himmel und Hölle‘ haben wir nun eine gemeinsame Klammer geschaffen, die die Aktionen und das Engagement verschiedener haupt- und ehrenamtlicher Akteurinnen und Akteure bündelt.“

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Acht Projektpartnerinnen und -partner mit insgesamt sieben Ausstellungen und mehr als einem Dutzend Veranstaltungen beteiligen sich bereits und es kommt immer noch etwas hinzu. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem vielfältigen Angebot der Stadt Stadtlohn und ihrer ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteure, aber auch auf dem Kulturzentrum kult Westmünsterland des Kreises, dem Glockenmuseum Gescher und vielen weiteren. Die Vermittlung der Ereignisse an Kinder und Jugendliche hat dabei einen besonderen Stellenwert: So wird das kult in Vreden im August ein Kindermuseum eröffnen, eine Ausstellung speziell für ein junges Publikum, die das Leben der Kinder unterschiedlicher sozialer Schichten in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges lebendig präsentieren wird.

Mit einem Escape-Room, der bereits seit November 2022 im kult in Vreden unter dem Titel „Die Spur des Goldes“ zu besuchen ist, sollen zudem auch Besuchergruppen angesprochen werden, die museale Angebote sonst weniger wahrnehmen. Im Rahmen des Rätselspiels werden hier spannende Fakten rund um die Schlacht von 1623 vermittelt.

Herzstück der Aktivitäten zum Schlachtenjubiläum ist Stadtlohn selbst: In einem Verbund aus Stadtarchiv, Heimatverein, Stadtmarketing sowie dem Verein KIZS finden zahlreiche Aktionen im Stadtgebiet statt. Hervorzuheben sind dabei eine Rad- und Wanderroute zu den historischen Schauplätzen sowie eine Ausstellung mit großformatigem Diorama (Schaukästen) im Landhaus Eichenhof in unmittelbarer Nähe zum historischen Schlachtfeld.

Im Themenjahr 1623 soll es aber nicht nur um historische Betrachtungen gehen. Denn das Thema ist aktuell wie nie: Europa ist erneut von Krieg und Unsicherheit bedroht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine lohnt der Blick auf historische Parallelen und Unterschiede. Der Dreißigjährige Krieg sollte nach 1623 noch 25 Jahre fortdauern, bevor er 1648 mit dem Westfälischen Frieden beendet werden konnte. Dieser Friedensschluss, dessen 375-jähriges Jubiläum 2023 ebenfalls gefeiert wird, gilt heute als erste gesamteuropäische Friedenskonferenz überhaupt und war richtungsweisend für die Diplomatie der kommenden Jahrhunderte. Mit Aktionen wie dem aktuell laufenden „Friedenslabor“ in Stadtlohn sollen Schülerinnen und Schüler mit friedenssichernden Themen, wie Demokratiestärkung und gesellschaftlicher Teilhabe, vertraut gemacht werden.

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und Ausstellungen finden sich auf www.1623.info.

Zum historischen Hintergrund:
Am 6. August 1623 prallten bei Stadtlohn die Truppen der katholischen Liga unter Graf Tilly und das protestantische Heer des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel aufeinander. Die Schlacht war das Ende einer längeren Verfolgungsjagd: Der Dreißigjährige Krieg als ein Ineinanderwirken gesamteuropäischer und innerdeutscher politischer und religiös-konfessioneller Konflikt entflammte an der Frage um die böhmische Königswürde zwischen dem evangelischen Fürsten und dem katholischen Kaiser. In diesem Böhmisch-Pfälzischen Krieg wurde Stadtlohn zufällig zum Schauplatz einer Entscheidungsschlacht. Nachdem der protestantische Herzog Christian von Braunschweig im Namen des Thronanwärters Friedrich von der Pfalz zunächst zahlreiche Siege verzeichnen konnte, sah er sich angesichts der Bedrohung durch die Armee der Katholischen Liga gezwungen, sich mit seiner Kriegsbeute in Richtung der Niederlande zurückzuziehen, wo sich Friedrich von der Pfalz bereits im Exil aufhielt. Nur 15 Kilometer von der rettenden Grenze entfernt holte ihn das katholisch-kaiserliche Heer Graf Tillys ein und schlug ihn vernichtend. Nicht nur mehr als 6.000 Soldaten sollen am 23. August 1623 ihr Leben gelassen haben, auch ein Großteil der Kriegsbeute Herzog Christians sowie die militärische Kontrolle über die gesamte Region fielen in die Hände Tillys. Dies hatte nicht nur zur Folge, dass Friedrich von der Pfalz und damit die protestantischen Fürsten ihre Ansprüche auf den böhmischen Thron nicht weiterverfolgen konnten, sondern auch, dass das Münsterland und angrenzende Regionen im Gegensatz zu einem Großteil des restlichen norddeutschen Raumes katholisch geblieben sind: Zum einen ermöglichte die militärische Lage nun den Beginn der Gegenreformation und zum anderen wurden durch den Westfälischen Friedensschluss 1624 als sogenanntes „Normaljahr“ für die konfessionellen Verhältnisse festgesetzt.


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