Irgendwo im Nirgendwo – Stadt Borken verplant 120.000 Euro für Querungshilfe vor den Toren Burlos

Irgendwo im Nirgendwo – Stadt Borken verplant 120.000 Euro für Querungshilfe vor den Toren Burlos
Dunkerstraße - umfangreiche Baumaßnahmen sollen zeitnah starten - Foto: mhs

Kämmerer muss außerplanmäßig tief ins Stadtsäckel greifen

BURLO | pd/bd | Noch im laufenden Jahr sollen im Verlauf der Kreisstraße 40 (Leitingsstiege -> Dunkerstraße) umfangreiche Baumaßnahmen begonnen werden. Vorgesehen sind einerseits der Bau eines Regenklär- und Rückhaltebeckens an der Dunkerstraße zwischen den Einmündungen Gutenbergstraße und Schaddenkämpchen (veranschlagte Kosten in Höhe von 865.000) sowie eine Querungshilfe in Höhe der Einmündung Schaddenkämpchen (120.000 Euro). Dies geht aus einem Beschluss des städtischen Rates (Ausschusses für Planen und Bauen) vom 29.03.2023 hervor.

Neubau eines Regenklär- und Regenrückhaltebeckens

Wie dem Beschluss entnommen werden kann, sollen auf den bestehenden Gewerbeflächen in den Baugebieten Dunkerstraße/Leitingsstiege (BU10a) und Pater-Arnold-Straße (BU13) weitere Gewerbebetriebe angesiedelt werden. Erfordernis dazu sei ein Regenklär- und Rückhaltebecken, das verunreinigtes Niederschlagswasser aus den Gewerbegebieten reinigt, bevor es dem Wasserkreislauf zurückgeführt wird. Hierzu soll es zunächst in einem geschlossenen System retendiert (zurückgehalten), werden, um Absetzstoffe herauszufiltern und die Verunreinigungen der Schmutzwasserkanalisation zuzuführen. Im Anschluss erfolgt eine Regenwasserrückhaltung in einem Erdbecken, das für ein Fassungsvolumen von rund 3.200 Kubikmeter ausgelegt ist. Gebaut werden soll die Anlage unmittelbar an der Grundstücksfläche des Busunternehmens Boonk-Reisen (vorm. Wedding Reisen).

Nach der Anfang des Jahres bereits erfolgten Ausschreibung und entsprechenden gewerblichen Antworten geht die Stadt Borken nun von entstehenden Kosten in Höhe von 865.000 Euro für die Umsetzung der Pläne aus. Dabei liegt laut Feststellung des Rates die veranschlagte Investitionshöhe rund 100.000 Euro über der ursprünglichen Planung. Festgestellt wurde allerdings auch, dass der Kostenansatz den üblichen Marktpreisen entspräche.

Querungshilfe in Höhe der Einmündung Schaddenkämpchen

Dass das Geschwindigkeitsniveau im Verlauf der Leitingsstiege und Dunkerstraße zu hoch ist, darf zwischenzeitlich als unstreitig angesehen werden. Bestätigt wurde die subjektive Einschätzung vieler Bürgerinnen und Bürger anhand durchgeführter Gechwindigkeitsmessungen. Die Zahlen, die zur Bewertung herangezogen wurden, stammen aus dem Jahr 2019. Demnach halten sich lediglich 27 Prozent der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer innerorts an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 50 km/h. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, wurden zwischenzeitlich 50 km/h Piktogramme im Verlauf der Dunkerstraße aufgebracht.

Eine weitere Reduzierung der Geschwindigkeit der Fahrzeuge, die aus Weseke kommend nach Burlo unterwegs sind, soll nun durch Installation einer Querungshilfe in Höhe der Einmündung Schaddenkämpchen erreicht werden. Gleichzeitig soll der Verlauf der Leitingsstiege an dieser Stelle „verschwenkt“ werden. Mit diesen Maßnahmen einher geht die Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von derzeit 100 km/h auf dann 70 km/h. Von diesen Plänen erhoffen sich die Planer eine deutliche Reduzierung der durchschnittlich gefahrenen Geschwindigkeit noch vor Erreichen des Ortseingangs, der rund 350 Meter weiter entfernt liegt. Diese Maßnahme wird das Stadtsäckel mit weiteren 120.000 Euro belasten.

Hier soll zeitnah eine Querungshilfe mit „Verschwenkung“ der Fahrbahn entstehen – ein sinnvoller Radweg-Neubau wurde auf unbestimmte Zeit vertagt – Foto: mhs

Gleichzeitig den stetig zunehmenden Radverkehrsansprüchen gerecht zu werden und den eigentlich in den Bauplänen bereits vorgesehenen Radweg zwischen der Ortslage Burlo und der nun entstehenden Querungshilfe ebenfalls zu bauen, wurden diese Überlegungen in gleicher Ratssitzung auf unbestimmte Zeit vertagt. Dazu heißt es im entsprechenden Dokument: „In Abstimmung mit dem Kreis Borken als zuständigen Straßenbaulastträger soll der Bau jedoch aufgrund einer Vielzahl von prioritäreren Radwegebaumaßnahmen des Kreises erst in den nächsten Jahren realisiert werden.“

Ob die Pläne zum Bau einer Querungshilfe an einer Örtlichkeit weit außerhalb der geschlossenen Ortschaft auf Gegenliebe bei den Burloer Bürgerinnen und Bürgern stoßen, wird sich erst erweisen müssen. Viele von ihnen nutzen seit Jahren alternative fahrradtaugliche Strecken, die weniger Gefahren bergen als dieses Teilstück der K40. Hinzu kommt, dass es im innerörtlichen Bereich an der gleichen Kreisstraße genügend Nachbesserungsbedarf gibt, um vorhandene Gefahrenpotenziale zu beseitigen. Auf diese wird bereits seit Jahren hingewiesen. So wurden mehrfach im Zuge des DIEK-Burlo (Dorfinnenentwicklungskonzept) Sicherungsmaßnahmen vor allem für Seniorinnen und Senioren in Höhe der Arztpraxis (Dunkerstraße/Oplaten) gefordert. Dieser Bedarf wurde bislang vom zuständigen Kreis Borken als Straßenbaulastträger nicht erkannt und somit abgelehnt.

Dass nun eine kostspielige Querungshilfe gebaut werden soll, die zukünftig allenfalls täglich von einer Handvoll Fußgängern und Radfahrenden genutzt werden wird, dürfte noch für viele Diskussionen und möglicherweise auch Unmut in der Bürgerschaft sorgen. Zeit genug dazu bleibt jedenfalls ausreichend, denn die aus dem „Gemeindeanteil an der Einkommensteuer“ finanzierten Baumaßnahmen sollen zeitnah beginnen und voraussichtlich 6,5 Monate andauern.


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