Endausbau Mühlenweg Burlo – Bauzeit fast sechs Monate länger als ursprünglich geplant
Anlieger zeigen sich mehrheitlich zufrieden mit dem Ergebnis
Ein Beitrag von Michael H. Schmitt
BURLO | Bereits im Juni 2022 rückte im Auftrag der Stadt Borken eine Baukolonne mit schwerem Gerät in Burlo an, um die Gemeindestraße Mühlenweg auszubauen und in einen ansehnlicheren Zustand zu versetzen. Gleichzeitig sollte die dort verlaufende Kanalisation saniert und teilweise neu verlegt werden. Seitens der Stadt Borken wurde den betroffenen Anliegern ein Fertigstellungstermin für Februar 2023 avisiert (BD-Beiträge). Erst jetzt, knapp sechs Monate später als ursprünglich geplant, sollen die Restarbeiten in wenigen Tagen abgeschlossen sein und die teilweisen Verkehrssperrungen der Straße sowie der Zufahrt zum Gelände der freiwilligen Feuerwehr für den Verkehr wieder aufgehoben werden.
Erklärt wurde die erhebliche Verzögerung beim Ausbau des insgesamt rund 350 Meter langen Abschnitts des Mühlenweges wiederkehrend mit personellen Engpässen beim ausführenden Straßenbau-Unternehmen. Noch zu Beginn dieses Jahres hatte die Ordnungsbehörde die Anwohner zunächst auf eine Fertigstellung zu Beginn der Osterferien, später dann auf Ende Mai vertröstet. „Bis die Osterferien starten, ist alles erledigt“, hieß es dazu seinerzeit aus dem Rathaus.
Kanalisation neu dimensioniert
Nun geht es bereits in die zweite Hälfte der Sommerferien und erst jetzt steht die Baumaßnahme vor dem Abschluss. Die Anlieger zeigen sich trotz dieser langen Bauzeit überwiegend sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Ausbauarbeiten. Diese entsprechen den heute üblichen Standards. 30 km/Zone, mehrfarbige Pflasterung und Bodenschweller inklusive. Auch die üblichen Pflanzzonen für die Begrünung fehlen nicht.
Das, was heute nicht mehr sichtbar ist, aber dennoch der Sicherheit und den neuesten Anforderungen der Entwässerung entspricht, verbirgt sich allerdings nicht oberirdisch, sondern unter der Fahrbahn. „Hier haben wir die Regenwasserkanalisation neu dimensioniert. Kanalrohre mit ehemals 80 cm Durchmesser gehören der Vergangenheit an. Der neue Kanal mit 120 cm Querschnitt soll auch die bei Starkregen anfallenden Wassermengen zukünftig problemlos aufnehmen“, beschreibt der städtische Bauleiter Thorben Schulze Dinkelborg die Tiefbauarbeiten im Gespräch mit Burlo-Direkt.
Das, was oberflächlich betrachtet sehr fortschrittlich klingt und angesichts immer häufiger auftretender Extremwetterlagen wohl auch notwendig ist, ist letztlich der Siedlungserweiterung der vergangenen Jahre und der damit einhergehenden Flächenversiegelung geschuldet. War der Mühlenweg noch im Jahr 2000 weitestgehend geprägt von landwirtschaftlich genutzter Ackerfläche, so wurde das Areal entlang des teilasphaltierten Weges zwischenzeitlich durch Überbauung nahezu komplett versiegelt. Regenwasser, das vor Jahren noch problemlos in den Ackerböden versickern und so dem Grundwasser zugeführt werden konnte, muss nun aufwendig über die Kanalisierung abgeführt werden. Aus städtebaulicher Sicht alles gesetzeskonform und auch wünschenswert (Wohnraum wird ja dringend benötigt), aus ökologischer Betrachtungsweise allerdings ein Desaster – so ließe sich die Entwicklung wohl am Zutreffendsten beschreiben. Die nachfolgenden Luftaufnahmen aus den Jahren 2000 und 2022 zeigen eindrucksvoll, wie sich das Bild der Siedlung in nur wenigen Jahren verändert hat.
Starkregen ließ Wasser auf dem neu verlegten Pflaster rasch ansteigen – Verstopfte Gullys als Ursache
Trotz der beschriebenen, größeren Dimensionierung der Kanalisation, liegt der Teufel aber auch hier offenbar im Detail. Im Zuge der Baumaßnahme wurden die herkömmlich verbauten Gullys durch neue, schmalere Modelle ersetzt, deren Durchlassschlitze deutlich kleiner dimensioniert ausfallen als die der Vorgängermodelle. Während darüber hinaus vor Beginn der Baumaßnahme links- und rechtsseitig der sanierungsbedürftigen Asphaltfläche ausreichend unversiegeltes und somit wasserdurchlässiges Erdreich vorhanden war, ist nun die gesamte Breite des Mühlenwegs jeweils bis an die Grundstücksgrenzen der Anlieger mit Pflastersteinen verdichtet und versiegelt worden. Darüber hinaus wurde auf dem Gelände am Gerätehaus der Feuerwehr eine ehemals großzügig bemessene Rasenfläche teilweise zugunsten der verkehrstechnischen Anbindung an die neu installierten Unterflur-Glascontainer ebenfalls mit Betonpflastersteinen versiegelt. Die Folge: Anfallende Regenwassermengen können dort überwiegend nur noch über die am Straßenrand eingebauten Gullys in die Kanalisation abfließen. Dort, wo im weiteren Straßenverlauf kein Baumbestand vorhanden ist, funktioniert die Regenentwässerung offenbar planmäßig und auch ohne Probleme. Im Einmündungsbereich Dunkerstraße trifft dies gleich aus mehreren Gründen jedoch nicht zu, wie beim vergangenen Starkregen am 9. Juli eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde.
Starkregen offenbart Schwachstellen
Hier wurde binnen weniger Sekunden aus dem alten Baumbestand, der – so die Stadt Borken – aus ökologischer Sicht auf jeden Fall erhalten bleiben soll, eine größere Menge Laub- und Astwerk auf die Fahrbahn geweht, was bereits wenige Minuten später dafür sorgte, dass die Ablaufschlitze der Gullys komplett verstopft waren. Das dadurch aufgestaute Regenwasser stieg innerhalb weniger Minuten soweit an, dass die an dieser Stelle installierten Strom- und Telekommunikations-Versorgungskästen am Gehwegrand bedrohlich umspült wurden. Bei länger andauerndem Starkregen hätte kaum verhindert werden können, dass das gestaute Wasser in die technischen Anlagen eindringt.
Der zuständige, städtische Fachbereich wurde im Nachgang über diese potenzielle Gefahrenstelle in Kenntnis gesetzt, zumal aufgrund der klimatischen Entwicklung zukünftig immer häufiger mit ähnlichen oder schlimmeren Starkregenereignissen und Stürmen gerechnet werden muss. Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass im Herbst nach dem Laubabwurf alle Gullys in diesem Bereich derart bedeckt sein werden, dass das Regenwasser in diesem Bereich wohl noch schneller und höher ansteigen und zu den zuvor beschriebenen Gefahren sorgen dürfte.
Seitens der Verwaltung heißt es dazu: „Das, was beschrieben und mit Bildern und Videos dokumentiert wurde, ist schlicht und ergreifend höhere Gewalt. Wir sehen uns außerstande, diese Gefahrenstelle mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu entschärfen. Neben der regelmäßigen Reinigung der Auffangbehältnisse in den Gully-Schächten kann allenfalls noch der alte Baumbestand an besagter Stelle von der Fachdienststelle auf „Totholz“ überprüft werden, das sich möglicherweise in den weit ausladenden Baumkronen befindet und bei Starkwind herunterfallen könnte.“ Die Empfehlung lautete dann weiter, sich gegebenenfalls an die Betreiber der besagten Versorgungseinrichtungen zu wenden. Vielleicht könne von dort aus etwas untermommen werden, um die Gefahr eines Versorgungsausfalls durch Wassereintritt zu entschärfen.
Eine dauerhafte Lösung zur Beseitigung der aufgezeigten Gefahrenstelle hingegen gibt es aktuell offenbar nicht und wie es den Anschein hat, wird es diese auch in naher Zukunft nicht geben.