GdL kündigt sechstägigen Ausstand an – Schon am Mittwoch sollen die Bahnen stillstehen
Hat Weselsky mit der Ankündigung den Bogen überspannt oder gibt es Verständnis aus der Bevölkerung?
JOURNAL | pd/bd | Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat erneut einen mehrtägigen Streik angekündigt und stellt mit den gefühlt alle paar Monate neu formulierten Gehaltsforderungen und Arbeitszeitmodellen die Geduld der Bahnkunden schon ab kommenden Mittwoch erneut auf die Probe. Erst kurz vor dem Jahreswechsel mussten die Züge aufgrund eines flächendeckenden Warnstreiks in den Bahnhöfen stehen bleiben. Große Teile des Personenverkehrs waren so lahmgelegt worden. Die Bahnkunden mussten sich Alternativen suchen, um pünktlich an ihren Arbeitsplätzen zu erscheinen. Schon während dieses Streiks zeichnete sich ab, dass bei vielen Menschen, die auf die Bahn angewiesen sind, das Verständnis für den Arbeitskampf immer mehr bröckelt.
Die Bahn hatte im laufenden Tarifkonflikt am vergangenen Freitag ein neues Tarifangebot vorgelegt. Darin ist unter anderem auch eine Option zu einer Stunde weniger Arbeitszeit für Lokführer und Zugbegleiter ab dem 1. Januar 2026 enthalten. Das Angebot sieht weiter 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vor. Zudem ist die Zahlung der Inflationsausgleichsprämie gleich nach einem möglichen Tarifabschluss vorgesehen. Die Laufzeit soll dem DB-Angebot zufolge bei 32 Monaten liegen. Dieses Angebot lehnte der Vorsitzende der GDL, Weselsky, als völlig unzureichend ab. Die Forderung der Lokführer liegt bei 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei 12 Monaten Laufzeit. Eine Annäherung oder gar Einigung im seit Monaten schwelenden Konflikt zeichnet sich aktuell nicht ab. Insofern müssen sich alle Pendler und Reisende ab kommenden Mittwoch auf erhebliche Einschränkungen im Reiseverkehr einstellen. Die GDL ruft auf ihrer Internetseite wie folgt auf:
„Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft deshalb ihre Mitglieder bei DB Cargo am Dienstag, 23. Januar 2024, 18:00 Uhr, zum Arbeitskampf auf. Danach folgen am Mittwoch, 24. Januar, 02:00 Uhr sämtliche Unternehmen der DB, inklusive der Infrastruktur, und die City-Bahn Chemnitz. Der Streik endet am Montag, 29. Januar, 18:00 Uhr.„
Quelle: GDL
Bundesverkehrsminister Wissing übte derweil scharfe Kritik am Vorgehen der Gewerkschaft. Er erklärte im Rahmen eines Gespräches im ZDF-Morgenmagazin, dass sich die Mitglieder der GDL mit einem neuerlichen Ausstand mutmaßlich keinen Gefallen tun würden und warf der Tarifpartei unter Führung ihres Vorsitzenden destruktives Verhalten vor.
Bleibt nun abzuwarten, wie die gebeutelten Bahnkunden auf den angekündigten Ausstand reagieren werden, sofern tatsächlich keine Einigung im seit November 2023 andauernden Tarifkonflikt zu erzielen ist und der Streik doch noch auf den letzten Metern abgewendet wird.