Bürgerversammlung in Burlo – Lebhafte Diskussionen zum Themenfeld Klostersee

Bürgerversammlung in Burlo – Lebhafte Diskussionen zum Themenfeld Klostersee
Bürgerversammlung in Burlo - Stadtspitze hatte viele Themen im Gepäck - Foto: mhs

Veranstaltung im Forum Mariengarden gut besucht

BURLO | bd | Am Dienstagabend hatte die Borkener Stadtspitze die Burloer und Borkenwirther Bevölkerung zu einer Bürgerversammlung eingeladen. Rund 150 Gäste konnten Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing, Stadtkämmerer Norbert Nießing und Jürgen Kuhlmann (technischer Beigeordneter) im Forum Mariengarden begrüßen. Dass es eine ausführliche und lang andauernde Veranstaltung werden würde, war bereits dem Themenkatalog zu entnehmen, den Bürgermeisterin Schulze Hessing nach der Begrüßung vorstellte. Vor allem das Themenfeld „Sachstand Klostersee“, das zum Ende der Versammlung behandelt wurde, führte zu teilweise lebhaften Diskussionen.

Die Ausführungen zu den Katalogthemen „Diek-Burlo“, „Neue Mitte Burlo“, „Flüchtlingsunterbringung“ und „Notfallinformationspunkte“ brachten für die Mehrheit der Anwesenden kaum neue Erkenntnisse. Alle vorgestellten Informationen zu diesen Themenfeldern wurden in der Vergangenheit bereits mehrfach in den Medien und auch in der Bürgerschaft thematisiert. Neues hingegen gab es vor allem zu den Themen Kita- und Schullandschaft, den Verkehrsfragen und den Plänen zu Siedlungs- und Gewerbeflächen.

Bürgermeisterin Mechtild Schulze Hessing, technischer Beigeordneter Jürgen Kuhlmann und 1. Beigeordneter Norbert Nießing (v.l.) stellten die Entwicklung in Burlo und Borkenwirthe vor – Foto: mhs

So erfuhren die Anwesenden, dass die Übernahme und Umwidmung der Mariengardener Oblaten-Liegenschaften durch einen Bocholter Investor (Altenwohnungen, Tagespflege etc. – BD berichtete über den Verkauf der Gebäude) planmäßig voranschreite. Zwischenzeitlich wurde die Küche am Gymnasium Mariengarden (bisher in Händen der Oblaten) Fa. Wohnfit-Catering/UR GmbH aus Bocholt übernommen. Dieser Übergang sei, so Norbert Nießing, reibungslos vonstattengegangen.

Von den Umstrukturierungsplänen betroffen sind neben den verbleibenden Oblaten-Padres aller Voraussicht nach auch die aktuell im Mariengardener Gästehaus untergebrachten Ukraine-Flüchtlinge, denen die Stadtverwaltung bei Beginn des Umbaus eine alternative Unterbringungsmöglichkeit zur Verfügung stellen wird. Dabei sei man bemüht, den Flüchtlingskindern einen Schul- oder Kita-Wechsel zu ersparen, sofern dies möglich sei. Die Ordensmitglieder der Oblaten werden zeitnah das bisherige Klostergebäude verlassen und einen Teil des Musikhauses beziehen.

Lage in den Burloer Kitas angespannt

Der Bedarf an Kita- und Schulplätzen bliebe in Burlo seit Jahren konstant und sei durch die beiden Burloer Kindertageseinrichtungen sowie durch die umgebaute Astrid-Lindgren-Grundschule und das Gymnasium Mariengarden aktuell weitestgehend gedeckt. Dennoch sei die Lage vor allem in den Kitas angespannt. Per städtischem Beschluss wird die St.-Marien-Kita in Burlo um zwei weitere Gruppen aufgestockt. So sollen 16 Plätze U3 und 14 Plätze Ü3 hinzukommen. Norbert Nießing verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die jährlich benötigte finanzielle Förderung der Kitas (über 10 Millionen Euro) das „größte Produkt“ bei den städtischen Ausgaben darstelle.

Mit großem Interesse und teils lebhaften Diskussionsbeiträgen verfolgte das Burlo/Borkenwirther Publikum die Veranstaltung – Foto: mhs

Sanierung Turnhalle in Borkenwirthe

Die seit langem geplante Sanierung der Turnhalle in Borkenwirthe hat nach Bekunden der Vortragenden zwischenzeitlich Fahrt aufgenommen. Beginnend mit den Sanierungsmaßnahmen des Daches soll der Bau noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Zug um Zug werden, so Norbert Nießing, die Sanitäreinrichtungen, die Fassaden und auch der Hallenboden saniert. Die derzeit betriebene Ölheizung soll gegen eine Pellet-Heizung ausgetauscht werden. Für die Maßnahme seien aus dem städtischen Haushalt rund 175.000 Euro eingeplant worden (einschl. Fördermittel in Höhe von 105.000 EUR).

Verkehr

Einmal mehr wurde bei den Erörterungen zum Themenfeld Verkehr deutlich, dass die nach wie vor in allen verkehrsplanerischen Belangen einzuhaltenden Zuständigkeiten (Kreisverwaltung, StraßenNRW und Kommunen) die wohl bemerkenswertesten Erschwernisgründe für gebotene Maßnahmen darstellen. Beim Ausbau und der teilweise dringenden Sanierung des Radwegenetzes entlang der L600 (Borkener Straße) sowie an der L572 (Rheder Straße), aber auch an den Kreisstraßen (K40 Dunkerstraße) kann, so Norbert Nießing, zwar immer wieder seitens der Stadtverwaltung interveniert und empfohlen werden, letztlich habe man aber seitens der Stadtverwaltung keinen direkten Einfluss auf die Terminierung von Baumaßnahmen. Der erst kürzlich in die Diskussion geratene Bau einer Querungshilfe außerhalb der geschlossenen Ortschaft (Leitingsstiege/Schaddenkämpchen) innerhalb eines 100 km/h-Bereichs (BD berichtete) sei ein aktuelles Beispiel dafür. Hier handelt es sich um eine Auflage der Kreisverwaltung im Zuge der Gewerbegebietsentwicklung an der Leitingsstiege. Der Bedarf eines Radweg-Anschlusses an diese geplante Querungshilfe sei zwar erkannt, wann dieser dann aber gebaut werden soll, vermochte die Stadtspitze im Rahmen der Bürgerversammlung nicht abschließend zu beantworten.

Zwischenzeitlich habe es im weiteren Verlauf der Dunkerstraße dennoch (im Bereich der Wohnbebauung) Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung gegeben. Diese seien im Zuge des Dorfinnenentwicklungskonzeptes immer wieder gefordert worden. So seien nun Piktogramme auf dem Asphalt realisiert worden, von denen man sich eine Verbesserung der Situation erhoffe. Verdeutlicht wurde in diesem Zusammenhang aber auch, dass die Ergebnisse der jüngst durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen keine besonderen Auffälligkeiten aufwiesen.

Klar sei, so Nießing, dass im Rahmen der durchgeführten Messungen immer wieder ein paar „Ausreißer“ dabei gewesen seien, die den Fuß offenbar auch in Wohngebieten nicht vom Gas nehmen. „Hier kann immer wieder nur an die Vernunft der Verkehrsteilnehmenden appelliert werden. Eine dauerhafte oder zumindest längerfristige Geschwindigkeitsreduzierung ist – leider – nur durch entsprechende Kontrollmaßnahmen der Polizei und der Ordnungsbehörden mit gleichzeitiger Verabreichung von Knöllchen zu erreichen“, betont der in Burlo beheimatete Stadtkämmerer.

Siedlungs- und Gewerbeflächen

Der Themenbereich Siedlungs- und Gewerbeflächen stieß im Auditorium auf spürbares Interesse. Der auch in Burlo und Borkenwirthe angespannte Bau- und Wohnungsmarkt soll in den kommenden Jahren nicht nur durch die im Zuge des Bauprojekts „Neue Mitte“ geplanten Wohnungen entlastet werden. Wie Bürgermeisterin Schulze Hessing erläuterte, seien im Bereich der Burloer Sportanlagen neue, bislang im Besitz des Fürsten zu Salm Salm gehörende Flächen in den städtischen Besitz übergegangen. Mit diesem Zukauf sowie den Planungen im Bereich der Vogelsiedlung (Gebietserweiterung) sei man nun zukunftsfähiger aufgestellt. Dennoch seien bis zur Vergabe von Grundstücken noch viele vorbereitende Planungsschritte nötig, ergänzte Jürgen Kuhlmann und dämpfte damit die Hoffnung vieler Bauwilliger und Wohnungssuchender auf ein zeitnahes Ende der Wohnraum-Knappheit. Die Stadtspitze geht davon aus, dass eine Bebauung der Gebiete nicht vor 2025/26 erfolgen wird.

Sachstand Klostersee

Einleitend zum Sachstand Klostersee, einem viel beachteten und in der Vergangenheit kontrovers diskutierten Thema, beschrieb Jürgen Kuhlmann zunächst den Iststand der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zum Thema „Klostersee als Badesee“. Als Fazit bleibt festzustellen, dass rein aus Gewässerqualität der Nutzung als Badesee nichts entgegensteht. Dass mit einer derartigen Nutzung des Areals umfangreiche ökologische und naturschutzrechtliche Maßnahmen einhergehen müssen (beispielhaft wurde die erforderliche Umsiedlung geschützter Vogelarten genannt) sei dabei nur eine der zu beachtenden Hürden.

Vor allem die Auswirkungen und Folgekosten, die mit einem Badebetrieb einhergehen würden, treibt die Stadtspitze derweil um. Dabei gehe es nicht nur um die Bereitstellungskosten für die notwendige Infrastruktur, sondern vor allem um nicht unerhebliche Personal- und Entsorgungskosten. Nicht zuletzt deshalb lag es im Interesse der Verwaltung, ein Stimmungsbild der Bevölkerung an diesem Veranstaltungsabend einzufangen, ob Bereitschaft zur Übernahme ehrenamtlichen Engagements am Klostersee bestehe, was sich allerdings als schwierig erwies.

Viele Klostersee-Anlieger fürchten bei einer Nutzung als Badesee eine weitere Zunahme der Vermüllung des Areals. Andere Veranstaltungsteilnehmer schlossen sich diesem Einwand nicht an und befürworteten explizit die Einrichtung einer offiziell genehmigten Badeeinrichtung.

Leider waren unter den Besucherinnen und Besuchern nur wenig Vertreter der nachfolgenden Generationen, die mit den Auswirkungen einer „Klostersee-Entscheidung“ in den kommenden Jahrzehnten leben müssen. Ein Besucher fasste dies im Gespräch mit Burlo-Direkt zu zusammen: „Hier sprechen einmal mehr die Eltern für ihre Kinder und unter Umständen wird so eine Entscheidung herbeigeführt, mit denen die nachfolgenden Generationen rein gar nicht einverstanden sind.“ Insofern sei das Altersspektrum der Bürgerversammlungs-Teilnehmer eigentlich nicht repräsentativ.

Zur Einschätzung eines Besuchers, die Vermüllung in den Sommermonaten sei überwiegend auf die Vielzahl auswärtige Besucher, nicht aber auf die Burloer Bevölkerung zurückzuführen, teilte ein anderer hingegen nicht. „Immer an die eigene Nase fassen und vor der eigenen Haustür kehren“, merkte er dazu lediglich an und bezog sich dabei auf die Tage nach dem Burloer Osterfeuer und nach dem jährlich stattfindenden Schützenfest. Auch da würde die Umwelt durch Vermüllung jedes Mal arg in Mitleidenschaft gezogen, wobei dies wohl weniger auf auswärtige Besucher zurückzuführen sei.

Nur zwei Beispiele dafür, wie weit die Meinungen der Burloer und Borkenwirther Bürger*innen in einigen Fragen auseinander gehen. Das Thema Klostersee-Entwicklung ist – auch wenn es nach wie vor sehr viel Zukunftspotenzial für die Gemeinde bietet – ein streitbares mit vielen ungelösten Problemen. Insofern stehen alle Pläne, „Stille Erholung“, „Badesee-Areal“ oder „Aufrechterhaltung des Ist-Zustands“, auf sehr wackeligen Beinen – daran hat auch die Bürgerversammlung kaum etwas geändert.


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